Thiriyai - interessanteste archäologische Stätte des Ostens Sri Lankas
Thiriyai ist immer noch ein eher unbekanntes Reiseziel, obwohl es einen Besuch wert ist: Es ist sowohl die wichtigste als auch die schönste archäologische Stätte in Sri Lankas Ostprovinz. Abgesehen von dem 250 km weiter südlich gelegenen Kudumbigala ist Thiriyai zweifellos einer der reizvollsten antiken Tempel an der Ostküste, schon deshalb, weil er auf einem Hügel mit Blick auf das nur vier Kilometer entfernte Meer liegt. Kulturgeschichtlich ist im Oster der Insel Thiriyai wegen seines klassischen Rundtempels einzigartig. Thiriyai hätte es wahrscheinlich eher als andere Kandidaten Sri Lankas verdient, in die Liste des UNESCO- Welterbes aufgenommen zu werden.
Diese etwas prahlerische Einführung zeigt bereits an, dass Thiriyai einer unserer Lieblingsorte in Sri Lanka ist. Wir empfehlen Reisenden, die einen Aufenthalt im Distrikt Trincomalee einplanen, dringend den Besuch der alten Tempelanlage. Die folgende Präsentation soll auch dazu dienen, die Schönheit und die Bedeutung dieser historischen Stätte, die sich wie gesagt noch abseits der Touristenrouten befindet, etwas bekannter zu machen. Obwohl es sich nicht ernsthaft um einen Vorschlag fürs UNESCO-Verzeichnis handelt, kann unser Artikel somit immerhin als Anregung für Studienreisen dienen.
Diese etwas prahlerische Einführung zeigt bereits an, dass Thiriyai einer unserer Lieblingsorte in Sri Lanka ist. Wir empfehlen Reisenden, die einen Aufenthalt im Distrikt Trincomalee einplanen, dringend den Besuch der alten Tempelanlage. Die folgende Präsentation soll auch dazu dienen, die Schönheit und die Bedeutung dieser historischen Stätte, die sich wie gesagt noch abseits der Touristenrouten befindet, etwas bekannter zu machen. Obwohl es sich nicht ernsthaft um einen Vorschlag fürs UNESCO-Verzeichnis handelt, kann unser Artikel somit immerhin als Anregung für Studienreisen dienen.
Thiriyai, auch "Tiriyai" oder "Tiriyaya" oder "Thiriyaya" genannt, ist ein Dorf an der Ostküste Sri Lankas, 42 km nördlich von Trincomalee gelegen. Auf einem Hügel im Hinterland von Thiriyai befinden sich ein buddhistischer Tempel und eine archäologische Stätte. Deren Haupt-Sehenswürdigkeit ist der Girihadu Seya, Sri Lankas besterhaltener Tempel aus der Anuradhapura-Zeit in der klassischen Form eines Vatadage. Vatadages sind kreisförmige Tempel, die kleine Stupas enthalten und deren Umwandlung unter einem Dach ermöglichen. Diese Form ist spezifisch für die buddhistische Architektur der Singhalesen. Die äußere Ringmauer des Girihadu Seya inn Thiriyai ist sogar noch besser erhalten als die des sehr viel berühmteren Rundtempels von Polonnaruwa, obwohl der Vatadage von Thiriyai 400 Jahre älter ist. Die Legende besagt, dass in diesem Stupa eine Haarreliquie des Buddha verwahrt wird, die von seinen ersten beiden Laien-Anhängern, den Kaufleuten Tapussa und Bhallika, hierher gebracht wurde. Die archäologische Stätte von Thiriyai ist eine der interessantesten archäologischen Stätten in Sri Lanka überhaupt. Und abgesehen von dem besagten Höhepunkt für heutige kulturhistorisch interessierte Reisende, dem klassischen Rundtempel, finden sich auf dem Hügel auch Ausgrabungen einer ganzen frühmittelalterlichen Klostersanlage.
Bemerkenswerterweise spielten Tamilen eine entscheidende Rolle beim Bau des alten buddhistischen Tempels von Thiriyai - obwohl dies in den heutigen Reiseführern fast vergessen zu sein scheint, denn sie neigen dazu, die tatsächlich vorhandene moderne Trennungslinie zwischen der buddhistischen singhalesischen Kultur und der hindistischen tamilischen Kultur in die klassischen Perioden dieser beiden benachbarten Zivilisationen zurück zu projizieren. Tamilische Seefahrer im Golf von Bengalen waren jedoch während des gesamten ersten Jahrtausends überwiegend Buddhisten, nicht Hindus. Bemerkenswerterweise ist das buddhistische Heiligtum im heutigen Tamilengebiet nicht nur von tamilischen Buddhisten mitbegründet, sondern auch vom Pallava-Stil stark beeinflusst, der die Periode der klassischen tamilischen Kunst auf dem indischen Festland markiert. Gerade die aufwendige plastische Dekoration, insbesondere die ältesten großen Skulpturen von Nagaraja-Türhütern in Sri Lanka, verweisen auf einen Transfer von Elementen der südindischen Kunst auf die Insel.
Bemerkenswerterweise spielten Tamilen eine entscheidende Rolle beim Bau des alten buddhistischen Tempels von Thiriyai - obwohl dies in den heutigen Reiseführern fast vergessen zu sein scheint, denn sie neigen dazu, die tatsächlich vorhandene moderne Trennungslinie zwischen der buddhistischen singhalesischen Kultur und der hindistischen tamilischen Kultur in die klassischen Perioden dieser beiden benachbarten Zivilisationen zurück zu projizieren. Tamilische Seefahrer im Golf von Bengalen waren jedoch während des gesamten ersten Jahrtausends überwiegend Buddhisten, nicht Hindus. Bemerkenswerterweise ist das buddhistische Heiligtum im heutigen Tamilengebiet nicht nur von tamilischen Buddhisten mitbegründet, sondern auch vom Pallava-Stil stark beeinflusst, der die Periode der klassischen tamilischen Kunst auf dem indischen Festland markiert. Gerade die aufwendige plastische Dekoration, insbesondere die ältesten großen Skulpturen von Nagaraja-Türhütern in Sri Lanka, verweisen auf einen Transfer von Elementen der südindischen Kunst auf die Insel.
Name von ThiriyaiVon einheimischen Tamilen wird "Thiriyai" so ausgesprochen, wie es in lateinischen Buchstaben geschrieben wird. Eine andere sehr häufige Schreibweise ist "Tiriyai". "Tiri" ist das tamilische Präfix für "heilig", das häufig in Namen von Tempeln und Wallfahrts-Orten zu finden ist. In dieser Hinsicht ist es dem Sanskrit-Begriff "Sri" ähnlich. "Yaya" bedeutet "Reisland", was auf eine intensivere Nutzung dieses Gebiets in der Antike hinweist. Heute liegen viele Flächen in der Umgebung von Thiriyai brach oder werden als Weiden genutzt.
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KandaswamimalaiEinheimische Tamilen nennen den Hügel manchmal Kandaswamimalai, das bedeutet "Skanda-Berg", obwohl sich für diesen Gott auf dem Hügel kein Ort zu seiner Anbetung findet. Der besagte tamilische Name ist für Buddhisten etwas provokant. Skanda, in tamilischen Regionen besser unter dem Namen "Murugan" bekannt, war ursprünglich ein Berggott und wird deshalb oft auf Hügeln verehrt. Spuren eines alten Murugan-Kultes sind jedoch vom Thiriyai-Hügel trotzdem noch nicht bekannt. Es war eindeutig ein buddhistisches Heiligtum. |
Lage von ThiriyaiThiriyai liegt 45 km nördlich von Trincomalee. Die Küstenstraße ist nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg in dieser Region sehr gut ausgebaut worden. Zuvor war es erforderlich, zwei Mal eine Fähre über Flüsse zu benutzen, wenn man von Trincomalee nach Thiriyai fuhr. Die Fähren wurden nach dem Ende des Bürgerkriegs durch moderne Brücken ersetzt. Im Dorf Thiriyai muss der Besucher der gleichnamigen antiken Stätte zunächst nach links landeinwärts abbiegen und nach etwa 1 km wieder nach rechts. Die kleine Stichstraße führt zum buddhistischen Kloster. Im Jahr 2010 führte diese Straße entlang der Ruinen eines Gebäudes der ehemaligen Polizeistation, die durch einen Überfall der LTTE-Guerillas zerstört worden war.
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Bürgerkriegesgebiet bis 2009
Die einheimische singhalesische Minderheit wurde systematisch von terroristischen Milizen aus dem Gebiet von Thiriyai und weiter nördlich wie auch aus der Nordprovinz der Inselnation vertrieben. Notgedrungen verließen auch viele Mönche das buddhistische Heiligtum, das im tamilischen Gebiet lag.
Sogar das Kloster von Thiriyai selbst war während der Jahre des Bürgerkriegs Schauplatz von Feindseligkeiten. Der berühmte Rundtempel, der wie gesagt die Hauptattraktion von Thiriyai ist, wurde von diesen Vorfällen jedoch nicht berührt.
Trotz der gefährlichen Lage ist ein buddhistischer Mönch fast immer am Heiligtum verblieben. Einige solcher Mönche, die in ihren buddhistischen Tempeln innerhalb des Bürgerkriegsgebiets ausharrten, wurden deswegen Opfer von Übergriffen, ja teils gezielt ermordet. Denn sie waren geradezu ein bevorzugtes Ziel von Terroranschlägen, nämlich aufgrund der Symbolik der gelben Robe.
Heutzutage haben sich wieder mehrere Mönche am Fuße des Thiriyai-Hügels niedergelassen, aber die meisten von ihnen stammen aus dem Süden Sri Lankas. Auch singhalesische Pilger haben den reizvollen heiligen Ort wieder als lohnendes Ziel entdeckt.
Sogar das Kloster von Thiriyai selbst war während der Jahre des Bürgerkriegs Schauplatz von Feindseligkeiten. Der berühmte Rundtempel, der wie gesagt die Hauptattraktion von Thiriyai ist, wurde von diesen Vorfällen jedoch nicht berührt.
Trotz der gefährlichen Lage ist ein buddhistischer Mönch fast immer am Heiligtum verblieben. Einige solcher Mönche, die in ihren buddhistischen Tempeln innerhalb des Bürgerkriegsgebiets ausharrten, wurden deswegen Opfer von Übergriffen, ja teils gezielt ermordet. Denn sie waren geradezu ein bevorzugtes Ziel von Terroranschlägen, nämlich aufgrund der Symbolik der gelben Robe.
Heutzutage haben sich wieder mehrere Mönche am Fuße des Thiriyai-Hügels niedergelassen, aber die meisten von ihnen stammen aus dem Süden Sri Lankas. Auch singhalesische Pilger haben den reizvollen heiligen Ort wieder als lohnendes Ziel entdeckt.
Tierwelt im Hinterland von Thiriyai
Heute gibt es Hütten und Stände, die Tee und frische Backwaren für Pilger anbieten. Das Gebiet ist siche. Damit ist gemeint: Es besteht keine Minengefahr innerhalb des Geländes der archäologischen Stätte.
Es gibt jedoch eine Gefahr anderer Art, nämlich wilde Tiere. Das Kloster gehört zur Übergangszone zwischen dem Dorfgebiet und dem Dschungel im Hinterland von Thiriyai. Das Naturschutzgebiet umfasst zwei kleine Seen, die nicht nur Hirsche, sondern auch Bären und Leoparden anziehen. In der Dämmerung dringen manchmal sogar Elefanten ins Klostergelände vor, angezogen von den Teichen der historischen Stätte. Einmal wurde ein junger Elefant, der sich nicht vertrieben ließ und sich auch sonst ungewöhnlich aggressiv verhielt, von einem Ranger mit Zustimmung der Behörden erschossen. Der Schädel mit dem Einschussloch liegt noch in der Nähe der neuen Klostergebäude.
Es gibt jedoch eine Gefahr anderer Art, nämlich wilde Tiere. Das Kloster gehört zur Übergangszone zwischen dem Dorfgebiet und dem Dschungel im Hinterland von Thiriyai. Das Naturschutzgebiet umfasst zwei kleine Seen, die nicht nur Hirsche, sondern auch Bären und Leoparden anziehen. In der Dämmerung dringen manchmal sogar Elefanten ins Klostergelände vor, angezogen von den Teichen der historischen Stätte. Einmal wurde ein junger Elefant, der sich nicht vertrieben ließ und sich auch sonst ungewöhnlich aggressiv verhielt, von einem Ranger mit Zustimmung der Behörden erschossen. Der Schädel mit dem Einschussloch liegt noch in der Nähe der neuen Klostergebäude.
Ein anderer typischer Bewohner der Trockenzone Sri Lankas ist weniger gefährlich, zumindest solange man ihn nicht belästigt, nämlich der Bengalen-Waran. (Das auf dem rechten Foto abgebildete Exemplar ist noch nicht ausgewachsen).
Gal Palama am Fuße des Hügels von Thiriyai
Nicht weit vom Parkplatz und innerhalb der Anlage des neuen Klosters am Fuße des Thiriyai-Hügels befindet such eine alte Steinbrücke. Diese nur scheinbar steinzeitliche Konstruktionen wurde in der Anuradhapura-Zeit gebaut.
In Sri Lanka gab es einst mehrere Dutzend solcher Steinbrücken. Sie werden "Gal Palama" genannt, was nur das Pali-Wort für "Stein-Brücke" ist. Die Gal Palamas in Sri Lanka ähneln megalithischen Brücken aus der Steinzeit oder zumindest solchen aus der Bronzezeit (z. B. Tarr Steps in Exmoor im Südwesten Englands). Aber wie gesagt, die in Sri Lanka stammen erst aus historischer Zeit, nämlich aus dem ersten Jahrtausend n. Chr. Derartige Stein-Brücken wurden auf der ganzen Insel gebaut. Allerdings sind nur wenige so gut erhalten wie diese kleine in Thiriyai.
Erstaunlicherweise werden die aufwendigen Konstruktionen in den buddhistischen Geschichtschroniken, die sonst jede noch so geringfügige Bautätigkeit eines Königs akribisch registrieren, nie erwähnt. Das lässt darauf schließen, dass die Steinbrücken in lokaler Eigenregie statt von Königen errichtet wurden oder dass sei als reine Zweckbauten von den Chronisten in ihrer religiösen Relevanz nicht so hoch eingeschätzt wurden wie z.B. Dämme und Kanäle, deren Bau im Buddhismus als religiös verdienstlich gilt und darum ein wichtiges Thema der antiken Aufzeichnungen gelehrter Mönche Sri Lankas ist. Denn was singhalesische Herrscher jeweils zum Wohle der Untertanen leisten, das allerdings verzeichnen die buddhistischen Chroniken, und zwar natürlich voll des Lobes. |
Geschichte Thiriyais
Obwohl ein erster Stupa auf dem Gipfel von Thiriyai schon sehr früh im Anuradhapura-Königreich gegründet worden sein mag, nämlich noch in vorchristlicher Zeit, so stammen doch die Überreste der heute sichtbaren Gebäude etwa aus dem 8. Jahrhundert n.Chr. Insbesondere der auffallende singhalesische Rundtempel gehört dieser Spätzeit von Anuradhapura. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ließ der Polonnaruwa-König Vijayabahu den Komplex renovieren, nachdem er die Besatzungstruppen der südindischem Cholas von der Insel vertrieben hatte. Viele heilige Stätten, vor allem in dieser Region, wurden in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch den Einmarsch der fremdenfeindlichen Armee von Kalinga Magha erneut beschädigt oder völlig zerstört. Diese verheerende Invasion markiert das Ende der Polonnaruwa-Zeit.
Obwohl wie gesagt keine Spuren eines Murugan-Kults nachgewiesen wurden, ist es eine erwägenswerte Hypothese, dass es sich bei Thiriyai um ein tamilisches Heiligtum handeln könnte, wenngleich eben ein buddhistisches. Wie das? Sind nicht auf Sri Lanka Tamilen traditionell Hindus und Buddhisten immer singhalesisch? Nun, heute ist dem so, aber im ersten Jahrtausend, als Thiriyai entstand, sah das anders aus, wie in der Einleitung oben bereits angedeutet. Es ist völlig unstrittig, dass auf dem benachbarten indischen Festland in der ersten Jahrtausendhälfte nach Christi Geburt der Buddhismus eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der tamilischen Kultur spielte. Und dieser tamilische Buddhismus stand in regem Austausch mit dem singhalesischen Anuradhapura. Buddhagosa und Buddhadatta zum Beispiel, die großen Kommentatoren der Heiligen Schriften und überragenden Autoritäten des heutigen Theravada-Buddhismus, waren Tamilen vom Festland, die in Anuradhapura ihre Studien betrieben und dort ihre Schriften verfassten.
Das Bild änderte sich erst in der zweiten Jahrtausendhälfte. Geprägt wurde die neu anbrechende Zeit des frühen Mittelalters im tamilischen Südindien durch die Dynastie der Pallavas, die übrigens nicht tamilischer Herkunft ist. Die Pallavas stiegen nördlich des tamilischen Gebiets, nämlich im Raum der Andhras, schon zu gewisser Macht auf, als die buddhistische Dynastie der Ikshvakus im Niedergang begriffen war. Beide Dynastien bestanden zuvor aus Regionalfürsten unter der Lehns-Oberhoheit des Großreiches der Shatavahanas, das mit seinem buddhistischen Zentrum Amaravati großen kulturellen Einfluss auf Sri Lanka genommen hatte. Nach dessen Niedergang erreichte Nagarjunakonda, die Hauptstadt der Ikshvakus, ein vergleichbar bedeutende Position im südindischen Buddhismus. Die mit den Ikshvakus konkurrierenden Pallavas allerdings favorisierten eine andere Religion, nämlich den Jainismus. Schon in der ersten Jahrtausendhälfte verlagerte sich das Machtzentrum der Pallavas nach Süden. Ihre neue Hauptstadt Kanchipuram lag bereits in Tamil Nadu. Was hat das mit Sri Lanka und Thiriyai zu tun?
Nun, folgendes muss man dazu wissen: Zum Großreich wurden die Pallavas unter Mahendravarman I. (571-630), an dessen Hof übrigens viele Jahre sein enger Freund Manavanna militärische Dienste leistete, der spätere König Sri Lankas und Begründer der noch lange regierenden letzten Dynastie von Anuradhapura-Königen. Singhalesen und Pallavas hatten nämlich damals einen gemeinsamen Feind, das zwischen ihnen liegende Reich der Pandyas. Unter dem besagten Pallava-Herrscher Mahendravarman nahm die Literatur, die Baukunst und insbesondere die Reliefkunst einen rapiden Aufstieg. Die Pallava-Kunst ist von außerordentlicher Strahlkraft für die Tempelarchitektur der Südhälfte Indiens bis heute, bildet nämlich die erste Form des sogenannten drawidischen Stils des Hinduismus. Mehr noch, durch Überseehandel verbreitete sich der Pallava-Stil bis nach Java und Vietnam. Der Aufschwung der Hindu-Kunst unter den Pallavas hängt damit zusammen, dass Mahendravarman, wie aus seiner berühmten Inschrift am Felsentempel von Tiruchirapalli hervorgeht, vom Jainismus zum Schivaismus konvertierte. Das ist für die heutige Dominanz der Schiva-Religion unter den Tamilen ein entscheidendes Datum. Und damit kommen wie endlich zu den Rückwirkung dieser Ereignisse - dem Aufstieg der Pallavas ud des Hinduismus im tamilischen Südindien - auf Sri Lankas Ostprovinz:
Tamilische Jains und Buddhisten kamen mit der Vorliebe ihrer Herrscher für den Gott Schiva in Bedrängnis, zumindest geriet ihre Religionsgemeinschat etwas an den Rand. Ihre Klöster verloren königliche Protektion. Trotzdem blieb insbesondere unter den überregional organisierten Kaufmanns-Gilden in den Überseehäfen der Pallavas der Buddhismus noch lange sehr rege. Mangels Entfaltungsmöglichkeiten in der tamilischen Heimatregion gründeten oder unterstützten diese Kaufleute buddhistische Heiligtümer außerhalb Indiens, in Südostasien vor allem, aber auch in Sri Lanka. An der Ostküste Sri Lankas finden sich gerade aus der Pallava-Zeit buddhistische Weihinschriften in tamilischer Sprache.
Obwohl wie gesagt keine Spuren eines Murugan-Kults nachgewiesen wurden, ist es eine erwägenswerte Hypothese, dass es sich bei Thiriyai um ein tamilisches Heiligtum handeln könnte, wenngleich eben ein buddhistisches. Wie das? Sind nicht auf Sri Lanka Tamilen traditionell Hindus und Buddhisten immer singhalesisch? Nun, heute ist dem so, aber im ersten Jahrtausend, als Thiriyai entstand, sah das anders aus, wie in der Einleitung oben bereits angedeutet. Es ist völlig unstrittig, dass auf dem benachbarten indischen Festland in der ersten Jahrtausendhälfte nach Christi Geburt der Buddhismus eine entscheidende Rolle in der Entwicklung der tamilischen Kultur spielte. Und dieser tamilische Buddhismus stand in regem Austausch mit dem singhalesischen Anuradhapura. Buddhagosa und Buddhadatta zum Beispiel, die großen Kommentatoren der Heiligen Schriften und überragenden Autoritäten des heutigen Theravada-Buddhismus, waren Tamilen vom Festland, die in Anuradhapura ihre Studien betrieben und dort ihre Schriften verfassten.
Das Bild änderte sich erst in der zweiten Jahrtausendhälfte. Geprägt wurde die neu anbrechende Zeit des frühen Mittelalters im tamilischen Südindien durch die Dynastie der Pallavas, die übrigens nicht tamilischer Herkunft ist. Die Pallavas stiegen nördlich des tamilischen Gebiets, nämlich im Raum der Andhras, schon zu gewisser Macht auf, als die buddhistische Dynastie der Ikshvakus im Niedergang begriffen war. Beide Dynastien bestanden zuvor aus Regionalfürsten unter der Lehns-Oberhoheit des Großreiches der Shatavahanas, das mit seinem buddhistischen Zentrum Amaravati großen kulturellen Einfluss auf Sri Lanka genommen hatte. Nach dessen Niedergang erreichte Nagarjunakonda, die Hauptstadt der Ikshvakus, ein vergleichbar bedeutende Position im südindischen Buddhismus. Die mit den Ikshvakus konkurrierenden Pallavas allerdings favorisierten eine andere Religion, nämlich den Jainismus. Schon in der ersten Jahrtausendhälfte verlagerte sich das Machtzentrum der Pallavas nach Süden. Ihre neue Hauptstadt Kanchipuram lag bereits in Tamil Nadu. Was hat das mit Sri Lanka und Thiriyai zu tun?
Nun, folgendes muss man dazu wissen: Zum Großreich wurden die Pallavas unter Mahendravarman I. (571-630), an dessen Hof übrigens viele Jahre sein enger Freund Manavanna militärische Dienste leistete, der spätere König Sri Lankas und Begründer der noch lange regierenden letzten Dynastie von Anuradhapura-Königen. Singhalesen und Pallavas hatten nämlich damals einen gemeinsamen Feind, das zwischen ihnen liegende Reich der Pandyas. Unter dem besagten Pallava-Herrscher Mahendravarman nahm die Literatur, die Baukunst und insbesondere die Reliefkunst einen rapiden Aufstieg. Die Pallava-Kunst ist von außerordentlicher Strahlkraft für die Tempelarchitektur der Südhälfte Indiens bis heute, bildet nämlich die erste Form des sogenannten drawidischen Stils des Hinduismus. Mehr noch, durch Überseehandel verbreitete sich der Pallava-Stil bis nach Java und Vietnam. Der Aufschwung der Hindu-Kunst unter den Pallavas hängt damit zusammen, dass Mahendravarman, wie aus seiner berühmten Inschrift am Felsentempel von Tiruchirapalli hervorgeht, vom Jainismus zum Schivaismus konvertierte. Das ist für die heutige Dominanz der Schiva-Religion unter den Tamilen ein entscheidendes Datum. Und damit kommen wie endlich zu den Rückwirkung dieser Ereignisse - dem Aufstieg der Pallavas ud des Hinduismus im tamilischen Südindien - auf Sri Lankas Ostprovinz:
Tamilische Jains und Buddhisten kamen mit der Vorliebe ihrer Herrscher für den Gott Schiva in Bedrängnis, zumindest geriet ihre Religionsgemeinschat etwas an den Rand. Ihre Klöster verloren königliche Protektion. Trotzdem blieb insbesondere unter den überregional organisierten Kaufmanns-Gilden in den Überseehäfen der Pallavas der Buddhismus noch lange sehr rege. Mangels Entfaltungsmöglichkeiten in der tamilischen Heimatregion gründeten oder unterstützten diese Kaufleute buddhistische Heiligtümer außerhalb Indiens, in Südostasien vor allem, aber auch in Sri Lanka. An der Ostküste Sri Lankas finden sich gerade aus der Pallava-Zeit buddhistische Weihinschriften in tamilischer Sprache.
Mahayana-Buddhismus in Thiriyai
Allerdings war eine Spielart des Buddhismus unter diesen tamilischen Kaufleuten populär, die - nach ihren Anfängen mönchischen Kreisen - inzwischen der Laienfrömmigkeit weit größere Relevanz zusprach als das monastisch zentrierte Theravada der Singhalesen. Die Religion der tamilische Kaufleute war der Mahayana-Buddhismus. In genau dieser Zeit des „Exports“ des tamilischen Buddhismus nach Übersee setzt das Mahayana in Sri Lankas Kunst seine großen Duftmarken: Viele berühmte Heiligtümer aus dieser Zeit im Osten und Süden der Insel sind mahayana-buddhistisch geprägt. Und auch die klassische singhalesische Reliefkunst des Theravada-Zentrums Anuradhapura stammt aus der fraglichen Zeit des 7. bis 10. Jahrhunderts. Aus dieser späten Anuradhapura-Zeit kennen wir insbesondere das Motiv der Nagaraja-Stele, von der noch zu sprechen sein wird, weil in Thiriyai die ältesten Beispiele dieser typischen Reliefsteine des alten Sri Lanka erhalten sind. Und weiter: Thiriyai, das nahe den Häfen des Nordens und Ostens natürlich besonders stark indischen Entwicklungen ausgesetzt war, erwies sich zudem als wahre Schatzgrube von Bronzen, die eindeutig Mahayana-Figuren darstellen.
Mehr noch: Es gibt die denkbar beste archäologische Evidenz für die Involviertheit von Tamilen in der Zeit der Errichtung des Rundtempels, also etwa im 8. Jahrhundert. Und diese verlässlichste Art Evidenz ist die epigraphische. In Thiriyai fand sich eine große Felsinschrift in Sanskrit aus dem 8. Jahrhundert. Sanskrit ist natürlich nicht Tamil. Aber folgender Hintergund macht deutlich, dass die Sprache Sanskrit ein Indiz für die Involviertheit von Tamilen statt Singhaelsen ist: Singhalesisch-buddhistische Inschriften dieser Zeit sind in der Palisprache verfasst, bald auch in Singhalesisch. Das Sanskrit der Brahmanen hingegen war längst zur Literatur-Sprache auch der Buddhisten Indiens geworden. Und in Tamil Nadu in Südindien finden sich viele Sanskrit-Inschriften für religiöse Zwecke. Die Lettern der Thiriyai-Inschrift sind auch nicht etwa Varianten der singhalesischen Schrift, sondern des Grantha-Alphabeths, das in der fraglichen Zeit im tamilischen Südindien für Inschriften verwendet wurde, und zwar gleichfalls für Sanskrit-Inschriften. Der Inhalt der Thiriyai-Inschrift aber ist eine Widmung an den Bodhisattva Avalokiteschwara und seine Begleiterin Tara. Das sind die beiden meistverehrten Gestalten im Mahayana-Buddhismus.
Thiriyai war also ganz sicher ein Mahayana-Heiligtum. Das schließt überhaupt nicht aus, dass es ebenfalls ein Theravada-Heiligtum war. Beide Spielarten des Buddhismus bestanden oft nebeneinander im selben Kloster, so in Nalanda im buddhistischen Kernland am Ganges, dem alten Magadha, und so auch im Abhayagiri-Kloster in Anuradhapura, dem Herzen der singhalesischen Zivilisation. Dort wurden sowohl Theravada- als auch Mahayana-Manuskripte und Lehren studiert.
Mehr noch: Es gibt die denkbar beste archäologische Evidenz für die Involviertheit von Tamilen in der Zeit der Errichtung des Rundtempels, also etwa im 8. Jahrhundert. Und diese verlässlichste Art Evidenz ist die epigraphische. In Thiriyai fand sich eine große Felsinschrift in Sanskrit aus dem 8. Jahrhundert. Sanskrit ist natürlich nicht Tamil. Aber folgender Hintergund macht deutlich, dass die Sprache Sanskrit ein Indiz für die Involviertheit von Tamilen statt Singhaelsen ist: Singhalesisch-buddhistische Inschriften dieser Zeit sind in der Palisprache verfasst, bald auch in Singhalesisch. Das Sanskrit der Brahmanen hingegen war längst zur Literatur-Sprache auch der Buddhisten Indiens geworden. Und in Tamil Nadu in Südindien finden sich viele Sanskrit-Inschriften für religiöse Zwecke. Die Lettern der Thiriyai-Inschrift sind auch nicht etwa Varianten der singhalesischen Schrift, sondern des Grantha-Alphabeths, das in der fraglichen Zeit im tamilischen Südindien für Inschriften verwendet wurde, und zwar gleichfalls für Sanskrit-Inschriften. Der Inhalt der Thiriyai-Inschrift aber ist eine Widmung an den Bodhisattva Avalokiteschwara und seine Begleiterin Tara. Das sind die beiden meistverehrten Gestalten im Mahayana-Buddhismus.
Thiriyai war also ganz sicher ein Mahayana-Heiligtum. Das schließt überhaupt nicht aus, dass es ebenfalls ein Theravada-Heiligtum war. Beide Spielarten des Buddhismus bestanden oft nebeneinander im selben Kloster, so in Nalanda im buddhistischen Kernland am Ganges, dem alten Magadha, und so auch im Abhayagiri-Kloster in Anuradhapura, dem Herzen der singhalesischen Zivilisation. Dort wurden sowohl Theravada- als auch Mahayana-Manuskripte und Lehren studiert.
Fusion singhalesischer und tamilischer Kunst in Thiriyai
Nun muss der singhalesisch-buddhistische Kulturpatriot eigentlich gar nicht gekränkt sein durch die Hypothese, dass Tamilen sehr früh eine Rolle spielten bei der Gestaltung dieses buddhistischen Heiligtums. Vielen Chauvinisten freilich gilt Thiriyai als ein Leuchturm singhalesisch-buddhistischer Dominanz in historischer Zeit auch an der Ostküste, die heute ein Tamilengebiet ist und historisch immer stark tamilischem Einfluss ausgesetzt war. Und jene Kulturkämpfer liegen sogar halbwegs richtig mit ihrer Vereinnahmung Thiriyais für die singhalesische Kultur - nur dass sie dabei irrtümlich eine scharfe Trennlinie zwischen buddhistischen Singhalesen und tamilischen Hindus in eine ferne Vergangenheit projizieren. Doch das Heiligtum Thiriyai bliebe, selbst wenn buddhistische Tamilen hier im 8. Jahrhundert - gemäß der vorgetragenen Hypothese - eine entscheidende Rolle gespielt haben sollten, trotzdem zugleich singhalesisch, wie nämlich man am eindrucksvollsten an der Architekturform erkennt. Und das ist kein Widerspruch in sich. Das Ineinanderfließen der beiden Kulturen war alles andere als eine Ausnahme. Zum Beispiel nahmen viele jener Tamilen der Anuradhapura-Zeit, deren Familien sich dauerhaft als Bauern in Sri Lanka niederließen, nach wenigen Generationen die singhalesische Sprache an. Das heißt: Aus vielen Tamilen wurden Singhalesen - wobei es an der Ostküste daneben tamilische Hindukasten schon in der Anuradhapura-Zeit gab. Und noch einmal: Buddhisten waren die tamilischen Mäzene des Thiriyai-Komplexes, um den es hier geht, ja ohnehin. Sie waren Stifter buddhistischer Tempel schon in ihrem indischen Herkunftsgebiet gewesen.Dies allerdings dürfte für Kultur-Chauvinisten beider Seiten eine letztlich unwillkommene Deutung Thiriyais sein, da sie es nämlich jeweils allein für sich zu reklamieren pflegen. Richtig aber ist: An der Ostküste bestand in der Anuradhapura-Zeit gar keine rein tamilische Kultur, die sich vom singhalesischen Königsland abgeschottet hätte. Und ganz komplementär gilt: Selbst die klassische singhalesische Zivilisation, eben die des Kulturdreicks, ist in vielerlei Hinsicht von Tamilen mit gestaltet worden.
In Thiriyai flossen nach der hier favorisierten Hypothese sowohl singhalesische Einflüsse wie die markante Rundtempel-Form aus dem Inselinnern als auch, und zwar in der Reliefkunst, tamilische Anregungen aus Südindien zusammen. Diese Verschmelzung inspirierte übrigens auch die letzte Phase der klassisch singhalesischen Anuradhapura-Kunst, hatte also Rückwirkungen auf das Kerngebiet der singhalesischen Zivilisation. Epigraphisch nachweisbar ist das in Mihintale und stilgeschichtlich sichtbar ist es sogar in Anuradhapura selbst. Thiriyai ist nach dieser Hypothese also beides gleichermaßen, sowohl ein Vermittler tamilischer Anregungen der Pallava-Reliefkunst an den singhalesischen Kernraum als auch ein Rezpient singhalesischer Architekturformen an der tamilisch geprägten Ostküste.
Dies allerdings dürfte den Kultur-Chauvinisten beider Seiten eine letztlich unwillkommene Deutung Tiriyayas sein, die es nämlich jeweils allein für sich zu reklamieren pflegen. Richtig aber ist: An der Ostküste bestand in der Anuradhapura-Zeit gar keine rein tamilische Kultur, die sich vom singhalesischen Königsland abgeschottet hätte. Und ganz komplementär gilt: Selbst die klassische singhalesische Zivilisation, eben die des Kulturdreicks, ist in vielerlei Hinsicht von Tamilen mit gestaltet worden.
Wenn an der hier vorgetragenen Hypothese also etwas dran ist, dann ist Thiriyai wirklich ein sehr spannender und bemerkenswerter Ort für die Kulturgeschichte Sri Lankas, allerdings kein Monument singhalesischer Vorherrschaft im Tamilengebiet, sondern ein Denkmal tamilisch-singhalesischen Zusammenwirkens und der historisch geringen Relevanz ethnischer Abggrenzungen (obwohl letztere zugegebenermaßen in der singhalesischen Mahamda-Chronik erstaunlich früh nachweisbar ist).
Gerade on westlich gebildeten Kreisen lässt sich ethnisches Schubladen-Denken nur schwer auflösen. Insbesondere moderne asiatische Eliten, die nämlich westliche Bildung durchlaufen haben, neigen dazu, Kulturtraditionen für Eigengewächse eines spezifischen Volks zu halten. Ironischerweise ist sogar die von ihnen oft betont herausgekehrte Aufrechterhaltung der asiatischen gegenüber westlichen Werten in Wahrheit selbst eine verwestlichte Ideologie. Die ursprüngliche asiatische Denkweise - insbesondere die grundlegende buddhistische Erkenntnis - bestand nicht im Beharren auf Identitäten und deren Zuteilung zu separaten Einheiten, sondern ganz im Gegenteil in der Ekenntnis der tatsächlichen Inhalts-Leere der Vorstellung einer Identität. Der Kern des Buddhismus lässt sich geradezu auf den Punkt bringen mit dem Schlagwort "Nicht-Identität" ("An-Atman", auf Pali "Anatta"). Der Buddhismus sieht in der Verwechslung von unnötigen Identifikationen mit für real gehaltenen Identitäten eine hinderliche Fessel, die es durch die Einsicht in wechselseitige Bedingungsverhältnisse und Abhängigkeiten abzulegen gilt.
Wenn an der hier vorgetragenen Hypothese also etwas dran ist, dann ist Thiriyai wirklich ein sehr spannender und bemerkenswerter Ort für die Kulturgeschichte Sri Lankas, allerdings kein Monument singhalesischer Vorherrschaft im Tamilengebiet, sondern ein Denkmal tamilisch-singhalesischen Zusammenwirkens und der historisch geringen Relevanz ethnischer Abggrenzungen (obwohl letztere zugegebenermaßen in der singhalesischen Mahamda-Chronik erstaunlich früh nachweisbar ist).
Gerade on westlich gebildeten Kreisen lässt sich ethnisches Schubladen-Denken nur schwer auflösen. Insbesondere moderne asiatische Eliten, die nämlich westliche Bildung durchlaufen haben, neigen dazu, Kulturtraditionen für Eigengewächse eines spezifischen Volks zu halten. Ironischerweise ist sogar die von ihnen oft betont herausgekehrte Aufrechterhaltung der asiatischen gegenüber westlichen Werten in Wahrheit selbst eine verwestlichte Ideologie. Die ursprüngliche asiatische Denkweise - insbesondere die grundlegende buddhistische Erkenntnis - bestand nicht im Beharren auf Identitäten und deren Zuteilung zu separaten Einheiten, sondern ganz im Gegenteil in der Ekenntnis der tatsächlichen Inhalts-Leere der Vorstellung einer Identität. Der Kern des Buddhismus lässt sich geradezu auf den Punkt bringen mit dem Schlagwort "Nicht-Identität" ("An-Atman", auf Pali "Anatta"). Der Buddhismus sieht in der Verwechslung von unnötigen Identifikationen mit für real gehaltenen Identitäten eine hinderliche Fessel, die es durch die Einsicht in wechselseitige Bedingungsverhältnisse und Abhängigkeiten abzulegen gilt.
Rundgang durch die archäologische Stätte Thiriyai
Die Treppe zur antiken Stätte beginnt gleich hinter den beiden Teichen, die den Hügel von der Anlage der neuen Klostergebäude und der Steinbrücke trennen. Das Hauptheiligtum auf dem Gipfel ist immer noch ein buddhistischer Pilgerziel. Wie bereits erwähnt, ist die Lage des Tempels auf einem Hügel auch ein Grund, warum er ein attraktives Reiseziel für moderne Touristen ist, die sich für historische Stätten der Insel interessieren.
Die gut ausgebaute Treppe zum Hügelheiligtum soll 280 Stufen haben, die zum Hügelheiligtum führen. Vielleicht ist die Wanderung in der tropischen Hitze etwas anstrengend, aber es ist sicherlich keine extreme körperliche Herausforderung. Der Grad der Anstrengung ist vergleichbar mit dem Erreichen der Dambulla-Höhlen. Auf halbem Wege bergaufwärts entdeckte man über einem schmalen Felsüberhang Brahmi-Inschriften. Man kann sie nach Buchstabenstil und Inhalt etwa auf die Zeit um Christi Geburt datieren. Der kurze Text lautet: „Höhle der Tochter des Fürsten Uttiya und Höhle des Pigala Anudi für den Sangha der vier Himmelsrichtungen.“ „Sangha der vier Weltgegenden“ ist der offizielle Name des buddhistischen Ordens. In der frühen Phase des Buddhismus auf der Insel wurden Stiftungen immer dem gesamten Orden geweiht, erst in der mittleren Anuradhapura-Zeit auch einzelnen Mönchen. Doch dass kein König oder Fürst die Inschrift anbringen ließ, sondern nur einer ihrer Angehörigen, ist untypisch für die ältesten Brahmi-Inschriften aus der Zeit der Einführung des Buddhismus im 3. Jahrhundert. Darum dürfte diese Inschrift etwas jüngeren Datums sein. Bemerkenswert ist natürlich, dass es hier eine Frau ist, die die Widmung anbringen ließ. |
Pokuna von ThiriyaiAuf Drei-Viertel-Höhe des Hügels erreicht der Treppenweg eine kleine Terrasse, hier biegt der Treppenweg nach links ab. Der letzte Treppenabschnitt führt steil zur Hauptdagoba auf dem Gipfel, die von dem besagten Rundtempel (Vatadage) umschlossen ist. Statt gleich dorthin zu steigen, kann man an dieser Abbiegung des Treppenwegs auf der kleinen Zwischenplattform aber auch geradeaus weitergehen und gelangt dann zunächst zu einer tief eingeschnittenen und künstlich erweiterten Vertiefung im Felsen, in der sich immer Wasser sammelt, selbst während der Trockenzeit nördliche Hemisphäre Sommermonate. Möglicherweise diente der Teich auch als Badestelle des antiken Klosters, also als ein sogenanntes Pokuna.
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Steinpfeiler im Klosterareal
Geht man von dem kleinen Felsenteich weiter gereadeaus, gelangt man schließlich an den Nordaufgang zum Gipfel, in historischer Zeit der Hauptzugang. Hier liegen in einem flachen Teil des Nordhangs typische Gebäude eines frühmittelalterlichen Waldklosters.
Besonders hervorzuheben sind die monolithischen Säulen dieses Klostergebietes. Sie sind mit kubischen Ausbuchtungen verziert, die in Anlehnung an Holzpfeiler im klassischen Kandy-Stil der Architektur Sri Lankas gestaltet sind. Auch die Kapitelle ähneln denen von Holzsäulen der Kandy-Zeit. Das Bild unten zeigt vier Steinsäulen, die einst zu einem Tor vor der Nordtreppe gehörten, die zum Gipfel von Thiriyai führt.
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Steinsäulen dieser Art waren die Vorbilder für die Holzpfeiler der Kandyzeit, für die dann insbesondere die auffälligen kubischen Wülste auf halber Höhe charakteristisch sein werden. Die Flächen dieser kubischen Blöcke sind dann bei den jüngeren Holzsäulen mit Schnitereien verziert, die in der Kandy-Zeit besonders kunstvoll ausfallen (siehe Emkekke oder Panavitiya). Die Kandy-Holzpfeiler hatten also ihre Vorbilder in Steinsäulen der Anuradhapura- und Polonnaruwa-Zeit. Doch diese antiken und mittelalterlichen Säulen wiederum waren mit großer Sicherheit ihrerseits inspiriert von Holzpfeilern. Freilich sind Beispiele dafür aus so früher Zeit nicht mehr erhalten, aufgrund der Zersetzung im tropischen Klima. Holzarchitektur von vor mehr als tausend Jahren ist in Sri Lanka nicht erhalten. Tatsächlich sind alle erhaltenen Holzbautener Insel weniger als 500 Jahre alt. Auch die Form der Kapitelle, die man an den mittelalterlichen Steinsäulen sieht, wird in der Kandy-Kunst in Holz umgesetzt wieder auftauchen. Es handelt sich um einen stark stilisierten, vierfach nach unten hängenden Lotos, an den Holz-Kapitellen der Kandy-Zeit dann allerdings mit halb geöffneter Blüte dargestellt. |
Nördlicher Klosterkomplex von Thiriyai
Das Zentrum des Klosters ist ein regelrechter Innenhof, in den von allen vier Seiten Treppen mit wenigen Stufen herabführen, die von kleinen Wächterstelen flankiert sind. Die Treppenhäuser zu den Bilderhäusern des Klosters sind von sehr einfachen Makara-Balustraden flankiert.
An der Nordseite dieses Hofes befindet sich ein recht eigentümliches Gebäude. Dessen zwei Plattformen sind durch einen breiten und flachen Monolithen miteinander verbunden, der wie die anderen Pflastersteine massiv und urtümlich wirkt und dennoch eben und leicht poliert ist. Diese kunstvolle Bearbeitung eines derart großen Steinblocks fällt in diesem Kloster-Komplex besondern auf, der ansonsten recht einfach und schmucklos gehalten ist. Das besagte Gebäude sieht aus wie eine Miniaturversion von Meditationsplattformen aus derselben Zeit, die nämlich ebenfalls als solche Doppelplattformen konzipiert sind. Sie sind vor allem aus den Ruinen von einstigen Waldklöstern bekannt. Ihre spezifische architektonische Form kann on Thiriyai in einem anderen Gebäude studiert werden, das sich neben der besagten Gruppe befindet, die sich um den Hof gruppiert:
Padhanagara von Thiriyai
Am westlichen Rand des zentralen Klosterbereichs befindet sich ein ganz typisches Beispiel einer mittelalterlichen Meditationsplattform, genauer gesagt: eine doppelte Plattform mit einer Steinbrücke, ein sogenanntes Padhanagara.
Padhanagara-Architektur der Pansukulika Bruderschaft
Padhanagaras, deren zwei Terrassen durch eine Brücke miteinander verbunden sind, sind eigentlich eine Innovation einer ganz spezifischen monastischen Reformbewegung, der Pansukulikas. Bei ihnen handelte es sich um eine streng asketische Bruderschaft von Waldmönchen. Die Blütezeit der Bewegung war das 8. bis 10. Jahrhundert. Padhanagara-Plattformen sind neben Badeteichen und Ayurveda-Gebäuden die einzigen Architekturformen aus Stein in ihren Klöstern gewesen. Sie ersetzen völlig die herkömmlichen Heiligtümer Stupa, Bilderhaus und Bobaum-Terrasse, die man in echten Pansukulika-Klöstern wie Ritigala oder Arankale also nicht antrifft. Die Doppelplattformen können funktionell die klassischen Elemente eines singhalesischen Klosters deshalb ersetzen, weil statt Reliquien, Statuen bzw. Bobaum nun von Laien, die als Pilger das Kloster besuchten, etwas anderes umwandelt wurde, nämlich die Versammlung der Mönche selbst, der Sangha- Die Mönche saßen dabei auf der hinteren der beiden Terrassen, während die vordere Terrasse für die Besucher vorgesehen war, denen Audienz gewährt wurde. Bei den Haupt-Padhanagaras eines Pansukulika-Klosters ist für die Umwandlung der meditierenden oder Zeremonien abhaltenden oder Audienzen gewährenden Mönche geradezu ein Hof oder breiter Gang angelegt, der die Doppelplattform oder zumindest die hintere Haupt-Plattform, die für die Mönche reserviert war, umgibt. Und seitlich führen von der Verbindungsbrücke zwischen Mönchs- und Laien-Plattform Treppen in diesen Hof-Umwandlungsgang hinab.
Doch das kleine Padhanagara hier in Thiriyai besitzt weder eine Umwandlungsmöglichkeit noch eine Treppe an der Brücke. Das war hier auch nicht nötig, denn für die Pilger gab es ja Statuen und vor allem den Stupa auf dem Gipfel, die rituell zu umwandeln waren. Die Plattform diente also in diesem Falle nicht der Verehrung des Mönchsordens, des Sangha, wie in den echten Pansukilika-Klöstern, sondern allein dem ursprünglichen Zweck, der Meditation. Es ist nicht ungewöhnlich, dass andere Klöster, die nicht den Pansukulika-Regeln folgten, trotzdem diesen charakteristischen Bautyp der Padhanagara-Doppelplattform von den Pansukulikas übernahmen, eben zu Zwecken der ungestörten spirituellen Übungen. Andere Beispiele für Waldklöster mit Stupas und Statuenhäusern und Bobäumen, die also nicht den Pansukulikas angeschlossen war, sondern Bilder- und Reliquienkult beibehielten und die aber dennoch in ihre Anlagen ein Padhanagara integrierten, sind Hatthikucchi und Kalupokuna in Mihintale.
Doch das kleine Padhanagara hier in Thiriyai besitzt weder eine Umwandlungsmöglichkeit noch eine Treppe an der Brücke. Das war hier auch nicht nötig, denn für die Pilger gab es ja Statuen und vor allem den Stupa auf dem Gipfel, die rituell zu umwandeln waren. Die Plattform diente also in diesem Falle nicht der Verehrung des Mönchsordens, des Sangha, wie in den echten Pansukilika-Klöstern, sondern allein dem ursprünglichen Zweck, der Meditation. Es ist nicht ungewöhnlich, dass andere Klöster, die nicht den Pansukulika-Regeln folgten, trotzdem diesen charakteristischen Bautyp der Padhanagara-Doppelplattform von den Pansukulikas übernahmen, eben zu Zwecken der ungestörten spirituellen Übungen. Andere Beispiele für Waldklöster mit Stupas und Statuenhäusern und Bobäumen, die also nicht den Pansukulikas angeschlossen war, sondern Bilder- und Reliquienkult beibehielten und die aber dennoch in ihre Anlagen ein Padhanagara integrierten, sind Hatthikucchi und Kalupokuna in Mihintale.
Kleines Hügel-Plateau von Thiriyai
Wenden wir uns schließlich der Hauptattraktion von Thiriyai zu, der Gipfel-Terrasse, auf der sich der gut erhaltene runde Stupa-Tempel befindet. Er ist auch von den oben beschriebenen Klosterruinen am Nordhang aus erreichbar, da eine restaurierte alte Treppe von dort zum Gipfel hinauf führt, der definitiv die heiligste Stätte der Gesamtanlage war und ist.
Die Fläche der künstlich eingeebnete Gipfel-Terrasse des Thiriyai-Hügels misst etwa einen halben Hektar. Das gesamte Plateau ist von einer Mauer umgeben.
Der kreisförmige Tempel von Thiriyai ist auch unter dem poetischen Namen "Akasachetiya" bekannt, was "himmlischer Stupa" bedeutet, offensichtlich eine Anspielung auf seine Lage auf einem Gipfel - wenngleich dieser himmlische Berg nicht sehr hoch und eher ein Hügel ist. Trotzdem macht die Lage des Rundtempels einen zusätzlichen Reiz Thiriyais aus. Es ist ein guter Aussichtspunkt, mit Blick auf die umliegenden Ebenen, die Wildnis des Distrikts Trincomalee im Westen und das Dorf und das landwirtschaftliche Gebiet im Osten, wo man im Hintergrund auch den Ozean liegen sieht.
Die Fläche der künstlich eingeebnete Gipfel-Terrasse des Thiriyai-Hügels misst etwa einen halben Hektar. Das gesamte Plateau ist von einer Mauer umgeben.
Der kreisförmige Tempel von Thiriyai ist auch unter dem poetischen Namen "Akasachetiya" bekannt, was "himmlischer Stupa" bedeutet, offensichtlich eine Anspielung auf seine Lage auf einem Gipfel - wenngleich dieser himmlische Berg nicht sehr hoch und eher ein Hügel ist. Trotzdem macht die Lage des Rundtempels einen zusätzlichen Reiz Thiriyais aus. Es ist ein guter Aussichtspunkt, mit Blick auf die umliegenden Ebenen, die Wildnis des Distrikts Trincomalee im Westen und das Dorf und das landwirtschaftliche Gebiet im Osten, wo man im Hintergrund auch den Ozean liegen sieht.
Auf der Gipfelterrasse ist der Vatadage von sechs alten sogenannten Bildhäuser umgeben, von denen aber nur noch vergleichsweise spärliche Ruinen übrig geblieben sind. Bilderhäuser sind Tempel, die Statuen enthalten. Sie heißen in der singhalesischen Sprache "Pilimages" oder in Pali, der heiligen Sprache des Theravada-Buddhismus, "Patimagharas".
Das längste dieser Bilderhäuser enthielt einen liegenden Buddha. Es wurde nicht aus Granit gehauen, sondern aus Ziegeln gemauert, wie die meisten großen Buddha-Statuen in Sri Lanka. Der liegende Buddha von Thiriyai ist stark verwittert. Deshalb hat man kaum noch einen Eindruch von der ursprünglichen Form dieser Skulptur.
Das längste dieser Bilderhäuser enthielt einen liegenden Buddha. Es wurde nicht aus Granit gehauen, sondern aus Ziegeln gemauert, wie die meisten großen Buddha-Statuen in Sri Lanka. Der liegende Buddha von Thiriyai ist stark verwittert. Deshalb hat man kaum noch einen Eindruch von der ursprünglichen Form dieser Skulptur.
In einem kleineren Statuenhaus, westlich des Vatadage, befindet sich noch eine originale Buddha-Statue in situ. Allerdings ist sie umgestürzt und auch beschädigt. Der lebensgroßen Figur aus Granit dehlen die Gliedmaßen, und das Gesicht und die Falten der Kleidungsstücke sind stark verwittert.
Die Pilimage-Bauten, in denen die Statuen verehrt wurden, waren aus Ziegeln errichtet. Davon ist aber kaum noch etwas zu sehen. Was an Ort und Stelle vom Baukörper erhalten geblieben sind, sind diejenigen Bauelemente, die aus Naturstein errichtet wurden, nämlich Fundamente, Schwellen und Pfeiler. |
Vatadage von Thiriyai
Der besagte Haupttempel von Thiriyai erhebt sich im Zentrum dieses eingefriedeten Plateaus. Im Sinhghalesischen werden kreisförmige Tempel Vatadages genannt, was wörtlich "Rundhaus" bedeutet. Der runde Tempel von Thiriyai ist eines der schönsten und am besten erhaltenen Bauwerke dieser typisch singhalesischen Architekturform. Es handelt sich beim Vatadage um einen Sakralbau, der einen Stupa umgibt, so, wie ein Pilimage eine Buddhastatue enthält. Es ist sicher keine Übertreibung zu behaupten, dass der Rundtempel von Thiriyai unter allen Bauten der Anuradhapura-Zeit den besten Eindruck davon vermittelt, wie ein solches Vatadage ursprünglich aussah.
Noch prächtiger sind zwar die Vatadages die von Polonnaruwa und Medirigiriya. Aber der Vatadage von Thiriyai ist der einzige, dessen Außenmauer noch intakt ist. In Polonnaruwa ist die kreisförmige Wand um die Stupa-Terrasse ebenfalls erhalten, jedoch nicht so vollständig wie im Fall von Thiriyai. Der Grund für den besseren Erhaltungszustand des viel älteren Tempels ist, dass der jüngere Vatadage von Polonnaruwa aus Ziegeln gemauert ist, während die Ringmauer von Thiriyai aus großen Naturstein-Blöcken zusammengefügt ist. Das weltberühmte Vatadage in Polonnaruwa, einige Jahrhunderte später errichtet, ist gewissermaßen ein Nachfolger des kreisförmigen Tempels von Thiriyai.
Die Mauern der Vatadage von Thiriyai bestehen aus eigens zugemeißelten großen Steinen, was umso aufwändiger war, da die Steine ja eine gekrümmte Linie bilden, während andere derart präzise zugehauene Steine aus der Anuradhapura-Zeit, beispielsweise die an den großen Badeteichen, lediglich einfacher herzustellende Quader sind, da deren Flächen und die Kanten gerade und Winkel rechte sind.
Noch prächtiger sind zwar die Vatadages die von Polonnaruwa und Medirigiriya. Aber der Vatadage von Thiriyai ist der einzige, dessen Außenmauer noch intakt ist. In Polonnaruwa ist die kreisförmige Wand um die Stupa-Terrasse ebenfalls erhalten, jedoch nicht so vollständig wie im Fall von Thiriyai. Der Grund für den besseren Erhaltungszustand des viel älteren Tempels ist, dass der jüngere Vatadage von Polonnaruwa aus Ziegeln gemauert ist, während die Ringmauer von Thiriyai aus großen Naturstein-Blöcken zusammengefügt ist. Das weltberühmte Vatadage in Polonnaruwa, einige Jahrhunderte später errichtet, ist gewissermaßen ein Nachfolger des kreisförmigen Tempels von Thiriyai.
Die Mauern der Vatadage von Thiriyai bestehen aus eigens zugemeißelten großen Steinen, was umso aufwändiger war, da die Steine ja eine gekrümmte Linie bilden, während andere derart präzise zugehauene Steine aus der Anuradhapura-Zeit, beispielsweise die an den großen Badeteichen, lediglich einfacher herzustellende Quader sind, da deren Flächen und die Kanten gerade und Winkel rechte sind.
Vatadages sind runde Chetiyagaras
Vatadages heißen diese Ummantelungen eines Stupas wie erwähnt wegen der runden Form. Aber es gibt auch von Säulen und Außernwänden getragene Stupa-Umbauungen, die keinen kreisförmigen Grundriss haben, z.B. in Hatthikucchi. Der allgemeinere Name für Gebäude, bei denen im Innern ein Stupa steht, ist darum Chetiyagara, „Chetiya“ ist eine der vielen Bezeichnungen für Stupa und die Endung „gara“ steht für „Haus“. Ein Chetiyagara ist also wörtlich ein Stupahaus, so wie ein Bodhigara ein Gebäude um einen Bobaum oder ein Pathimagara eine Halle um eine Buddhastatue ist. Alle diese Gebäudeformen erlauben dem Pilger die Umwandlung eines Kultobjekt im Schatten oder geschützt vor Regen.
Chetiyagaras sind wie gesagt ein Haupttypus der buddhistischen Kunst Sri Lankas, und zwar anders als Bodhigaras und Satuenhäuser ohne unmittelbare Vorbilder in Indien oder Nachahmer in Südostasien. Insofern ist Thiriyai alias Tiriyaya aufgrund des kompletten Zustands seines Vatadage ein Musterbeispiel klassischer singhalesischer Baukunst.
Glücklicherweise scheint das den LTTE-Terroristen, die viele buddhistische Kunstschätze zerstörten und Heiligtümer schändeten, entgangen zu sein. Denn trotz ihrer Angriffe auf die Siedlung Thiriyai blieb der historische Tempel auf der Hügelkuppe zur Freude der Nachwelt im Bürgerkrieg weitgehend unbeschädigt. Schauen wir uns das Baudenkmal im aktuellen „Nachkriegs-Zustand“ also im Detail an:
Chetiyagaras sind wie gesagt ein Haupttypus der buddhistischen Kunst Sri Lankas, und zwar anders als Bodhigaras und Satuenhäuser ohne unmittelbare Vorbilder in Indien oder Nachahmer in Südostasien. Insofern ist Thiriyai alias Tiriyaya aufgrund des kompletten Zustands seines Vatadage ein Musterbeispiel klassischer singhalesischer Baukunst.
Glücklicherweise scheint das den LTTE-Terroristen, die viele buddhistische Kunstschätze zerstörten und Heiligtümer schändeten, entgangen zu sein. Denn trotz ihrer Angriffe auf die Siedlung Thiriyai blieb der historische Tempel auf der Hügelkuppe zur Freude der Nachwelt im Bürgerkrieg weitgehend unbeschädigt. Schauen wir uns das Baudenkmal im aktuellen „Nachkriegs-Zustand“ also im Detail an:
Mondsteine am Vatadage
Prachtvolle Treppen mit Mondsteinen und Makara-Balustraden finden Sie in allen vier Himmelsrichtungen des Vatadage alias Chetiyagara. Diese genannten zwei Arten von Skulpturenschmuck sowie die Nagaraja-Stelen bilden das typische Ensemble am Eingang eines singhalesischen Tempels.
In Thiriyai sind die Mondsteine, generell so genannt wegen ihrer halbrunden Form, relativ einfach und schlicht, nämlich nur mit einem äußeren Flammenring verziert. Seltsamerweise ist das einzige bekannte Beispiel eines skulpturierten Mondsteins in Indien genau umgekehrt gestaltet. Dort befinden sich die Schnitzereien in der Mitte eines Halbkreises, der an seinem Rand unverziert blieb.
Der Mondstein vor der nördlichen Zugangstreppe des Rundtempels ist außergewöhnlich plastisch im Vergleich zu anderen Anuradhapura-Mondsteinen, viel dicker und massiger. Der fast dreidimensionale Mondsteine scheint mehr eine Stufe als eine Reliefplatte zu sein, während ja andere Mondsteine Sri Lankas oft spöttisch "schöne Fußmatten" genannt werden.
Noch bemerkenswerter ist am Mondstein des Nordeingangs das Lotus-Motiv der Außengirlande. Der normale Anuradhapura-Mondstein zeigt Lotusornamente im zentralen innersten Teil der konzentrischen Relief-Ringe. Mit anderen Worten, das Lotosmotiv eines klassischen singhalesischen Mondsteins wird normalerweise direkt unter der ersten Stufe der angebrachten Treppe platziert. Es ist ein Symbol der Reinheit. Hier in Thiriyai, wo er an den Bereich des äußeren Irdischen grenzt statt und an das Reich des Heiligen des Temeplinneren, kann man das Erscheinungsbild eigentlich nur so interpretieren: Der gesamte Mondstein, nicht nur sein Zentrum, markiert den abgehobenen reinen Bereich; der Mondstein ist hier geradezu der Lotussockel der Treppe oder des Tempels, analog zum Lotossockel einer Buddhastatue.
Der Mondstein vor der nördlichen Zugangstreppe des Rundtempels ist außergewöhnlich plastisch im Vergleich zu anderen Anuradhapura-Mondsteinen, viel dicker und massiger. Der fast dreidimensionale Mondsteine scheint mehr eine Stufe als eine Reliefplatte zu sein, während ja andere Mondsteine Sri Lankas oft spöttisch "schöne Fußmatten" genannt werden.
Noch bemerkenswerter ist am Mondstein des Nordeingangs das Lotus-Motiv der Außengirlande. Der normale Anuradhapura-Mondstein zeigt Lotusornamente im zentralen innersten Teil der konzentrischen Relief-Ringe. Mit anderen Worten, das Lotosmotiv eines klassischen singhalesischen Mondsteins wird normalerweise direkt unter der ersten Stufe der angebrachten Treppe platziert. Es ist ein Symbol der Reinheit. Hier in Thiriyai, wo er an den Bereich des äußeren Irdischen grenzt statt und an das Reich des Heiligen des Temeplinneren, kann man das Erscheinungsbild eigentlich nur so interpretieren: Der gesamte Mondstein, nicht nur sein Zentrum, markiert den abgehobenen reinen Bereich; der Mondstein ist hier geradezu der Lotussockel der Treppe oder des Tempels, analog zum Lotossockel einer Buddhastatue.
Nagaraja-Muragals in Thiriyaya
Die schönsten Kunstwerke von Thiriyai sind ebenfalls an den Eingängen des Vatadage zu sehen. Die Muragals oder Murugals genannten Skulpturen entsprechen den in der indischen Kunst generell als Dvarapalas bekannten Wächterfiguren. Die kunstvollste Form solcher Wächterstatuen ist der Nagaraja, in der indischen Mythologie ein Schlangengott, oft in Gestalt eines Menschen dargestellt. In Thiriyai ist die Anzahl der am Originalstandort verbliebenen Nagaraja-Stelen außerordentlich hoch. Außerdem sind die hiesigen Exemplare gut erhalten. Allerdings sind sie nicht so verschwenderisch mit Girlanden geschmückt wie der Ratnapasada-Nagaraja in Anuradhapura. Die einfachere Form dieser klassischen Stelen in Thiriyai deutet darauf hin, dass die großen Murugals hier noch früher entstanden sind als die ebenso großen oder größeren in Anuradhapura und anderen Teilen der Insel. Alle Elemente einer klassischen Anuradhapura-Wächterskulptur sind jedoch bereits vorhanden: die vielfache Kobrahaube überm Kopf und der irdische Fruchtbarkeitszwerg am Fuß, die Girlanden in der einen Hand und das Gefäß des Überflusses, aus dem die Wunscherfüllungs-Ranke wächst, in der anderen.
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In Sri Lanka gibt es nur eine einzige archäologische Stätte mit mehr Nagaraja-Stelen als Thiriyai, nämlich Polonnaruwa. Die Wächterskulpturen von Thiriyai sind jedoch noch aus der späten Anuradhapura-Zeit, die einige Jahrhunderte früher liegt als die Polonnaruwa-Zeit (letztere ist hauptsächlich das 12. Jahrhundert). Interessanterweise weisen die Murugals von Thiriyai Merkmale der Kunst der südindischen Tamil Pallavas des 7. und 8. Jahrhunderts auf. Aus diesem Grund datiert das Department für Archäologie die Nagaraja-Figuren Thiriyais früher als jene, die man am Thuparama und am Ratnapasada in Anuradhapura gefunden hat, letzteres Exemplar bekannt als aufwändigster und schönster Nagaraja überhaupt. Aufgrund des noch höheren Alters und der Bezüge zur südindischen Pallava-Kunst macht es Sinn, Thiriyai an der Nordostküste Sri Lankas als eine Art Vermittler dieses wichtigen Motivs der plastischen Kunst Insiens auf seinem Weg von Südostindien nach Anuradhapura anzusehen.
Innneres des Vatadage von Thiriyai
Die Treppenaufgänge in allen vier Kardinalpunkten des Rundtempels führen zu vier Altären vor dem zentralen Stupa. Solche Altäre sind an Sri Lankas Stupas üblich. Sie bestehen aus großen Steinplatten, die man Asanas nennt. Dies bedeutet "Sitze" und bezeichnet die ursprüngliche Funktion, nämlich als Untergrund für meditierende Buddhas zu dienen. Auf der östlichen Seite des Thiriyai-Stupa befindet sich noch eine originale Buddha-Statue, die in der Samadhi-Mudra, der Meditationshaltung, dargestellt ist.
Heute legen buddhistische Pilger aus allen Teilen Sri Lankas ihre Blumengeschenke vor den Statuen und dem Stupa auf diesen Altären ab. Die zum Teil modernen Buddha-Figuren im Vatadage von Thiriyai werden durch neue Dächer und Glaskästen geschützt, die stilistisch unpassend erscheinen mögen, aber Ausdruck der anhaltenden Nutzung des Heiligtums sind.
Neben den schon erwähnten massigen Wänden mit ihren großen und exakt zugehauenen Natursteinen sind auch die sorgfältig gearbeiten Steinplatten auf dem Boden des Vatadage bemerkenswert. Beides, das meisterhafte ausgeführte drei Meter hohe Ringmauerwerk und auch das Parkett um den Stupa herum wurden mit den vor Ort gefundenen Original-Steinen und -Platten restauriert.
Heute legen buddhistische Pilger aus allen Teilen Sri Lankas ihre Blumengeschenke vor den Statuen und dem Stupa auf diesen Altären ab. Die zum Teil modernen Buddha-Figuren im Vatadage von Thiriyai werden durch neue Dächer und Glaskästen geschützt, die stilistisch unpassend erscheinen mögen, aber Ausdruck der anhaltenden Nutzung des Heiligtums sind.
Neben den schon erwähnten massigen Wänden mit ihren großen und exakt zugehauenen Natursteinen sind auch die sorgfältig gearbeiten Steinplatten auf dem Boden des Vatadage bemerkenswert. Beides, das meisterhafte ausgeführte drei Meter hohe Ringmauerwerk und auch das Parkett um den Stupa herum wurden mit den vor Ort gefundenen Original-Steinen und -Platten restauriert.
Die in der Architektur Sri Lankas Maluva genannte heilige Plattform des Stupas, innerhalb des Vatadage gelegen, befindet sich 1,3 Meter über der umgebenden Ebene des Gipfelplateaus des Hügels. Der kreisförmige Tempel insgesamt hat einen Durchmesser von 24 m, der des Stupas in der Mitte beträgt 10 m.
Im Gegensatz zu den meisten anderen runden Chetiyagaras weist der Vatadage von Thiriyai nur zwei Ringe von Säulenreihen auf, die einst das Dach stützten. Der innere Ring um den Stupa besteht aus 16 Säulen, während der äußere an der Wand doppelt viele hat. Diese oktogonalen Steinpfeiler sind Monolithen. Auch die Kapitelle sind aus demselben Stein wie der Schaft gemeißelt. Im Gegensatz dazu haben Tempelsäulen in Anuradhapura separate Kapitelle, mit einem Loch, um es mit einem Stift des Säulenschafts zu verzapfen.
Das Dach des Vatadage war wahrscheinlich aus Holz, möglicherweise war es auch mit Ziegeln gedeckt. Vermutlich war der zentrale Teil der Vatadage, also der Bereich direkt über dem Stupa, nicht mit überdacht. Die genaue Form solcher Chetiyagaras-Dächer in Sri Lanka ist jedoch umstritten. In Thiriyai, dessen zwei Säulenreihen ungewöhnlich weit auseinander liegen, könnte es einen dritten Säulenring aus Holz gegeben haben, von dem jedoch, wie beim Dach, keine Überreste gefunden wurden.
Im Gegensatz zu den meisten anderen runden Chetiyagaras weist der Vatadage von Thiriyai nur zwei Ringe von Säulenreihen auf, die einst das Dach stützten. Der innere Ring um den Stupa besteht aus 16 Säulen, während der äußere an der Wand doppelt viele hat. Diese oktogonalen Steinpfeiler sind Monolithen. Auch die Kapitelle sind aus demselben Stein wie der Schaft gemeißelt. Im Gegensatz dazu haben Tempelsäulen in Anuradhapura separate Kapitelle, mit einem Loch, um es mit einem Stift des Säulenschafts zu verzapfen.
Das Dach des Vatadage war wahrscheinlich aus Holz, möglicherweise war es auch mit Ziegeln gedeckt. Vermutlich war der zentrale Teil der Vatadage, also der Bereich direkt über dem Stupa, nicht mit überdacht. Die genaue Form solcher Chetiyagaras-Dächer in Sri Lanka ist jedoch umstritten. In Thiriyai, dessen zwei Säulenreihen ungewöhnlich weit auseinander liegen, könnte es einen dritten Säulenring aus Holz gegeben haben, von dem jedoch, wie beim Dach, keine Überreste gefunden wurden.
Hinsichtlich des Baukonzepts ähnelt der Vatadage von Thiriyai, mit seinen nur zwei Ringen von Steinsäulen um den zentralen Stupa, am meisten der etwas größeren Ambasthala-Dagoba von Mihintale. Letzteres weist aber nach modernen Restaurierungen nicht mehr ihre ursprüngliche Gestalt auf und hat keine äußere Ringwand aus Stein.
Inschriften von Thiriyai deuten darauf hin, dass der Stupa im 8. Jahrhundert erbaut wurde, wie gesagt einer Zeit zunehmenden Einflusses der südindischen Pallaven auf die Kunst des gesamten indischen Dekkhan und auch auf Sri Lanka. Der Einfluss der Pallava-Kunst in Thiriyai wird außerdem durch eine Inschrift aus der Regierungszeit von Manavanna (um 700) epigraphisch dokumentiert, jenes singhalesischen Königs, der mit Hilfe der Pallavas in Anuradhapura auf dem Thron kam.
Ausgrabungsarbeiten fanden unter dem heutigen Stupa einen kleineren, älteren, den er umschließt. Dass Stupas immer wieder ummauert und somit vergrößert wurden, ist nicht ungewöhnlich. Natürlich ist der überbaute kleiner Stupa der ältere. Er ist erheblich viel als das Vatadage aus dem 8. Jahrhundert. Generell sind Vatadages jünger als sie Stupas, die von ihnen umfasst werden. Thiriyai war schon in der frühen buddhistischen Zeit Sri Lankas ein Heiligtum, obwohl die erhaltenen Architektur-Elemente erst aus der späten Anuradhapura-Zeit stammen, also etwa tausend Jahre jünger sind.
Inschriften von Thiriyai deuten darauf hin, dass der Stupa im 8. Jahrhundert erbaut wurde, wie gesagt einer Zeit zunehmenden Einflusses der südindischen Pallaven auf die Kunst des gesamten indischen Dekkhan und auch auf Sri Lanka. Der Einfluss der Pallava-Kunst in Thiriyai wird außerdem durch eine Inschrift aus der Regierungszeit von Manavanna (um 700) epigraphisch dokumentiert, jenes singhalesischen Königs, der mit Hilfe der Pallavas in Anuradhapura auf dem Thron kam.
Ausgrabungsarbeiten fanden unter dem heutigen Stupa einen kleineren, älteren, den er umschließt. Dass Stupas immer wieder ummauert und somit vergrößert wurden, ist nicht ungewöhnlich. Natürlich ist der überbaute kleiner Stupa der ältere. Er ist erheblich viel als das Vatadage aus dem 8. Jahrhundert. Generell sind Vatadages jünger als sie Stupas, die von ihnen umfasst werden. Thiriyai war schon in der frühen buddhistischen Zeit Sri Lankas ein Heiligtum, obwohl die erhaltenen Architektur-Elemente erst aus der späten Anuradhapura-Zeit stammen, also etwa tausend Jahre jünger sind.
Girikandi-Legende: Tapussa and Bhallika und die Haarreliquie vom Buddha
Es gibt eine berühmte Legende über den Ursprung des ältesten Stupa von Thiriyai, der besagt, dass die allerersten Reliquien vom Budha Shakyamuni darunter begraben liegen. Die oben erwähnte Sanskrit-Inschrift weiter unten am Felsen erwähnt den Namen Girikandi. Dies bedeutet einfach "felsiger Berg" und war in der Antike ein sehr gebräuchlicher Name für erhöht liegende Orte, nicht nur für Thiriyai. Dieser Name könnte sich jedoch auch insbesondere auf eine sehr berühmte buddhistische Erzählung über einen Stupa namens "Girikanda-Seya" beziehen. Die Dagoba dieses Namens gilt als der Aufbewahrungsort von Haaren des historischen Buddha. Die Einheimischen glauben, dass sie diese Haare von den ersten buddhistischen Laienanhängern des Buddha, den Kaufleuten Tapussa und Bhallika, nach Thiriyai gebracht wurden.
Mit Tiriyaya verbindet die singhalesische Tradition also die bekannte buddhistische Legende von den beiden Kaufleute Tapussa und Bhalika, die man in rudimentärer Form schon im Kanon der Heiligen Schriften der Buddhisten findet, im Tipitaka, zum Beispiel in den Jataka-Geschichten.
Die beiden Händler waren mit Schiffen nach Indien gefahren, wo sie in der vierten Woche nach seiner Erleuchtung den Buddha meditierend unter dem Rajayatana-Baum trafen. Sie boten ihm Reisbrei und Honigkuchen an und wurden zu seinen ersten Laienanhängern. Auf ihre Bitte überreichte ihnen der Buddha einige seiner Haare. Diese kostbare Reliquie nahmen sie auf all ihre weiten Handelsreisen mit.
Doch, so weiß man in Sri Lanka weiter zu erzählen, als sie ins heutige Thriyai kamen, wollten sie den Behälter mit den Haaren des Buddha nicht beim Suchen nach Feuerholz mitnehmen, sondern sicher verwahren. Sie stellten ihn deswegen auf der Spitze eines 85m hohen überwucherten Hügels ab, bis sie mit dem Holz für ihre Mahlzeit zurückkamen. Aber nach ihrer Mahlzeit auf dieser Anhöhe konnten sie ihn nicht mehr fortbewegen. Darin erkannten sie das Zeichen, dass die Reliquien an dieser Stelle bleiben wollten, und also haben sie einen Stupa darüber, den von Thiriyai.
Die beiden Händler waren mit Schiffen nach Indien gefahren, wo sie in der vierten Woche nach seiner Erleuchtung den Buddha meditierend unter dem Rajayatana-Baum trafen. Sie boten ihm Reisbrei und Honigkuchen an und wurden zu seinen ersten Laienanhängern. Auf ihre Bitte überreichte ihnen der Buddha einige seiner Haare. Diese kostbare Reliquie nahmen sie auf all ihre weiten Handelsreisen mit.
Doch, so weiß man in Sri Lanka weiter zu erzählen, als sie ins heutige Thriyai kamen, wollten sie den Behälter mit den Haaren des Buddha nicht beim Suchen nach Feuerholz mitnehmen, sondern sicher verwahren. Sie stellten ihn deswegen auf der Spitze eines 85m hohen überwucherten Hügels ab, bis sie mit dem Holz für ihre Mahlzeit zurückkamen. Aber nach ihrer Mahlzeit auf dieser Anhöhe konnten sie ihn nicht mehr fortbewegen. Darin erkannten sie das Zeichen, dass die Reliquien an dieser Stelle bleiben wollten, und also haben sie einen Stupa darüber, den von Thiriyai.
Indizien für die Identifizierung Thiriyais mit dem legendären Girikanda
Diese Variante der Geschichte von den beiden ersten Laien, die zum Buddha Schakyamuni ihre Zuflucht nahmen und dafür acht Haare von ihm geschenkt bekamen, über denen sie dann den hiesigen Stupa Girihanduseya errichteten, kennt man erst aus der spätmittelalterlichen Chronik namens Pujavaliya. Diese Schrift ist im 13. Jahrhundert am Hofe Parakramabahus II. vom Mönch Dhammakitti verfasst worden. Die Identifizierung des Stupas aufgrund der Erwähnung von „Girikanda“ in der Inschrift und in der Chronik steht allerdings auf schwachen Füßen. Es sind nicht ganz identische Buchstaben in der Sanskrit-Inschrift der 500 Jahre jüngeren Pali-Chronik, es gibt zudem viele weitere Schreibweisen. Man muss bedenken, dass „Giri“ ein sehr verbreiteter Ortsname ist, so dass sich ähnlich klingende Namen zu verschiedenen Zeiten an den verschiedensten Orten finden lassen, nicht nur in Sri Lanka, sondern auch in Indien.
Doch es soll ein weiteres sehr markantes archäologisches Indiz dafür geben, das Thiriyai bereits seit dem 8. Jahrhundert zumindest als ein besonders heiliger Ort gegolten haben muss. Und dieses Indiz ist der Vatadage selbst. Solche Rundtempel sollen nämlich in Sri Lanka nur an Orten errichtet worden sein, mit denen es eine besondere Bewandnis hatte. Entweder seien diese Stupahäuser an geheilgten Stellen erichtet (Uddesika), an denen ein besonderes Ereignis der Religionsgeschichte stattfand, wie in Mihintale die Einführung des Buddhismus. Oder die Stupas diese Rundtempel Sri Lankas enthielten Reliquien, die vom Buddha selbst stammen (Saririka). Z.B. das Thuparama in Anuradhapura birgt sein Schlüsselbein. Oder unter Stupas von späteren Vatadages lägen persönliche Gegenstände des Buddha (Paribajjika), wie im Falle des Rundtempels von Polonnaruwa, der einst seine Almosenschale, den Heiligen Gral des Buddhismus, enthalten haben soll. Dementsprechend müsse Thiriyaya auch als ein solches Heiligtum der obersten Kategorie gegolten haben. Da keine markante Station der in den Chroniken berichteten Religionsgeschichte der Insel mit dem Ort zu verbinden ist, bleibt als Kandidat der Erklärung für einen Vatadage-Bau in Thiriyai nur übrig, dass Originalgegenstände des Buddha hier vergraben wurden, notabene, dass an der Geschichte von den hier verwahrten Haaren Buddhas etwas dran sein müsse.
Aber dieser „archäologische Beleg“ ist natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen. Es gibt nämlich ein ebenso markantes Gegenbeispiel: Mit dem berühmten Vatadage von Medirigiriya wird weder einer Buddhareliquie noch ein religionsgeschichtliches Großereignis in Verbindung gebracht. Andererseits gibt es Stupas, unter denen der Volksglaube zwar Buddhareliquien annimmt - wie Somawathie, Seruwila und Dighavapi -, an denen aber keine Vatadages um den Stupa errichtet wurden.
Einfach nachschauen im Stupa, ob dort Haare in einer Reliquienschatulle aufgehoben sind, kann man übrigens nicht mehr, selbst wenn solch ein Sakrileg jemals behördlich genehmigt würde. Denn als die Ausgrabungen Anfang der 50er Jahre aufgenommen wurden, stellte man fest, dass der Reliquienbehälter bereits das Opfer von Grabräubern geworden war.
Doch es soll ein weiteres sehr markantes archäologisches Indiz dafür geben, das Thiriyai bereits seit dem 8. Jahrhundert zumindest als ein besonders heiliger Ort gegolten haben muss. Und dieses Indiz ist der Vatadage selbst. Solche Rundtempel sollen nämlich in Sri Lanka nur an Orten errichtet worden sein, mit denen es eine besondere Bewandnis hatte. Entweder seien diese Stupahäuser an geheilgten Stellen erichtet (Uddesika), an denen ein besonderes Ereignis der Religionsgeschichte stattfand, wie in Mihintale die Einführung des Buddhismus. Oder die Stupas diese Rundtempel Sri Lankas enthielten Reliquien, die vom Buddha selbst stammen (Saririka). Z.B. das Thuparama in Anuradhapura birgt sein Schlüsselbein. Oder unter Stupas von späteren Vatadages lägen persönliche Gegenstände des Buddha (Paribajjika), wie im Falle des Rundtempels von Polonnaruwa, der einst seine Almosenschale, den Heiligen Gral des Buddhismus, enthalten haben soll. Dementsprechend müsse Thiriyaya auch als ein solches Heiligtum der obersten Kategorie gegolten haben. Da keine markante Station der in den Chroniken berichteten Religionsgeschichte der Insel mit dem Ort zu verbinden ist, bleibt als Kandidat der Erklärung für einen Vatadage-Bau in Thiriyai nur übrig, dass Originalgegenstände des Buddha hier vergraben wurden, notabene, dass an der Geschichte von den hier verwahrten Haaren Buddhas etwas dran sein müsse.
Aber dieser „archäologische Beleg“ ist natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen. Es gibt nämlich ein ebenso markantes Gegenbeispiel: Mit dem berühmten Vatadage von Medirigiriya wird weder einer Buddhareliquie noch ein religionsgeschichtliches Großereignis in Verbindung gebracht. Andererseits gibt es Stupas, unter denen der Volksglaube zwar Buddhareliquien annimmt - wie Somawathie, Seruwila und Dighavapi -, an denen aber keine Vatadages um den Stupa errichtet wurden.
Einfach nachschauen im Stupa, ob dort Haare in einer Reliquienschatulle aufgehoben sind, kann man übrigens nicht mehr, selbst wenn solch ein Sakrileg jemals behördlich genehmigt würde. Denn als die Ausgrabungen Anfang der 50er Jahre aufgenommen wurden, stellte man fest, dass der Reliquienbehälter bereits das Opfer von Grabräubern geworden war.