Jaffna, Hauptstadt der Nordprovinz Sri Lankas
Nach dem Ende des Bürgerkriegs zieht es immer mehr Gäste auf die Halbinsel Jaffna, das Kernland der tamilischen Kultur Sri Lankas. Es ist der Teil Sri Lankas, der mehr Ähnlichkeiten mit Indien aufweist als jede andere Region des Inselstaates, obwohl Jaffna auch im Vergleich zu Südindien einzigartig ist. Für Reisende ist die Stadt Jaffna sicher der perfekte Ausgangspunkt für verschiedene Ausflüge zur Erkundung der Halbinsel und ihrer benachbarten Inseln. Kayts, die größte von ihnen, ist von Jaffna aus leicht über einen Damm zu erreichen. Jaffnas Hauptattraktion ist das koloniale Fort. Es ist die am besten erhaltene Festung Asiens, die einen typisch niederländischem Sternen-Grundriss aufweist. Im Vorort Nallur, der im Zeitraum vom 13. bis 17. Jahrhundert die Hauptstadt des Königreichs Jaffna war, befindet sich der größte hinduistische Tempelkomplex Sri Lankas, der Nallur Kandaswamy Kovil. Dieser Haupttempel der tamilischen Hindus in Jaffna liegt nur 2,5 km vom Fort Jaffna oder 1,5 km vom Hauptbahnhof von Jaffna entfernt. Der Bahnhof, zwischen dem Geschäftszentrum und der wichtigsten Kultstätte gelegen, befindet sich in dem Viertel, in dem auch die meisten Hotels und Gästehäuser von Jaffna liegen. Ein Wahrzeichen von Jaffna ist auch das strahlend weiße Gebäude der Jaffna-Bibliothek. Dieses koloniale Bauwerk wurde nach seiner mutwilligen Zerstörung im Bürgerkrieg im alten Stil neu errichtet. Nicht überraschend dürfte sein, dass Fisch die wichtigste Ware auf dem Markt von Jaffna ist. Die Kasthuriyar Road, nördlich des Marktes, ist bekannt für ihre zahlreichen Juweliergeschäfte.
Die folgenden Unterkapitel beschreiben die genannten und weitere Sehenswürdigkeiten genauer und gehen dabei vor allem auf geschichtliche Hintergründe und insbesondere die jüngere Zeitgeschichte des ethnischen Konflikts und Bürgerkriegs ein.
Die folgenden Unterkapitel beschreiben die genannten und weitere Sehenswürdigkeiten genauer und gehen dabei vor allem auf geschichtliche Hintergründe und insbesondere die jüngere Zeitgeschichte des ethnischen Konflikts und Bürgerkriegs ein.
Nagavihara - Buddhistischer Tempel in Jaffna
Beginnen wir unsere Sightseeing-Tour in Jaffna unweit des Bahnhofs. Es gibt dort ein buddhistisches Bauwerk, das ein Symbol sowohl der ältesten als auch der jüngsten Epoche der Geschichte von Jaffna ist. Das Nagavihara in der Stanlay Road, auf halbem Weg zwischen dem Stadtzentrum und Nallur, ist der einzige bedeutende buddhistische Tempel innerhalb der Stadt Jaffna. Die Halbinsel Jaffna, obwohl jetzt die Bastion der hinduistischen Kultur in Sri Lanka, hat eine lange buddhistische Geschichte. In der Antike spielte die ethnische Kluft, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle, da viele tamilische Händler Buddhisten waren und örtliche Gottheiten, die den alten in Tamil Nadu auf dem benachbarten indischen Festland verehrten Göttern sehr ähnlich waren, auch von Singhalesen verehrt wurden. Jaffna könnte der Ort sein, der in Sri Lankas buddhistischen Chroniken Nagadipa heißt. Heute ist Nagadipa der singhalesische Name der kleinen Insel Nainativu. Die uralten Chroniken, geschrieben von buddhistischen Mönchen in Pali-Sprache, erwähnen jedoch, dass Nagadipa von enormer Größe gewesen sein soll. Es ist darum wahrscheinlicher, dass "Nagadipa" einst der Name der gesamten Halbinsel Jaffna war, die übrigens genau genommen selbst eine Insel ist. Das in der buddhistischen Geschichtsschreibung Nagadipa genannte Gebiet nun ist für Sri Lankas Religionsgeschichte von größter Bedeutung, da es einer der Orte ist, die der Buddha gemäß den Berichten der Chroniken besucht hat. Es wird berichtet, dass er hier einen Streit zwischen zwei Fürsten der Nagas beigelegt hat. Das Wort "Naga", das "Schlange" oder "Kobra" bedeutet, dürfte sich auf einen lokalen Stamm beziehen, der dieses Tier einmal verehrt hat. Naga-Kulte sind von verschiedenen Völkern auf dem gesamten Subkontinent bekannt. Die tamilische Geschichtsschreibung besagt jedoch, dass es sich bei den in den Chroniken unter dem Begriff "Nagas" genannten Personen um Tamilen handelte, genauer: um diejenigen Tamilen, die in der Antike an Küstengebieten Südindiens und Sri Lankas lebten. Der Begriff "Nagavihara", der sich einfach als "Naga-Buddhistisches-Kloster" übersetzen lässt, könnte somit als Bezug auf eine gemeinsame Geschichte der Tamilen und Singhalesen verstanden werden. Doch tamilische und singhalesische Ideologen, die die koloniale Ideologie der Trennung und Spaltung entlang ethnischen Zugehörigkeit übernahmen und weiter pflegen - und damit ironischerweise westliche Vorstellungen von Nationalitäten aufgreifen - fanden jedoch eine feindseligere Interpretation der buddhistischen Präsenz im hinduistischen Herzen der Insel. In den jahrzehntelangen ethnischen Konflikten sahen beide gegnerischen Parteien den Tempel Nagavihara als Symbol eines singhalesisch-buddhistischen Prioritätsanspruchs an, natürlich unter gegensätzlichen Vorzeichen: An diesem Tempel manifestierte Ideen von singhalesisch-buddhistischen Wurzeln Jaffnas, die angeblich so tief in der Geschichte verankert waren wie der Ursprung dieses buddhistischen Tempels, bedeuteten nationalistischen Stolz auf Vorrang für die eine Seite - und eine entsprechende Provokation für die andere. Als Jaffna unter der Kontrolle der separatistischen Tamilen-Guerilla-Armee LTTE stand, wurde darum das buddhistische Heiligtum des Nagavihara geschändet und zerstört. Das säkuöarisierte Tempelgelände diente fortan als Bushaltestelle. Als wiederum die Regierung Sri Lankas bereits 1995 die Kontrolle in Jaffna zurückerlangte, wurde der buddhistische Tempel schnellstens wieder aufgebaut. Leider war die singhalesisch-buddhistische Minderheit in Jaffna vor 1995 vollständig vertrieben worden, viele buddhistische Einwohner sogar getötet. Die erneuerte Präsenz ihres Haupttempels trägt jedoch zur Vervollständigung der kulturellen Vielfalt bei, die Jaffna in gewisser Weise stärker prägt und kennzeichnet als die von den Separatisten intendierte ethnische Homogenität. Wenn Sie durch die Straßen von Jaffna gehen, werden Sie weitaus mehr christliche Kirchen als Hindu-Tempel sehen, und der gesamte Nordwesten der Stadt wird traditionell von Moscheen dominiert. Eine Erinnerung auch an Jaffnas buddhistische Geschichte sollte daher im Stadtbild in der Tat nicht fehlen. Am jährlichen Tempelfest Katina Puja, das jetzt vom internationalen buddhistischen Zentrum Jaffna Sri Naga Vihara organisiert wird, nehmen in der Regel auch Geistliche der drei anderen großen Religionen teil. Das buddhistische Heiligtum ist wahrscheinlich eines der ältesten in Sri Lanka, da ein Ableger des Bo-Baums hier kurz nach seiner Ankunft aus Indien gepflanzt worden sein soll. Die Halbinsel Jaffna war Landeplatz von Sri Lankas Heiligem Baum, damals ein Ableger des ursprünglichen Bo-Baums in Bodhgaya. Die Legende besagt, dass auf Bitten der örtlichen Naga-Stammesangehörigen ein Ableger dieses Ablegers hierhin verbracht und hier in Jaffna gesetzt wurde, womit das Heiligtums Nagavihara gegründet war.
Jaffna Bibliothek - Kulturelles Gedächtnis der Tamilen als Opfer von Biblioklasmus
Ein weiteres - und zwar noch bedeutenderes - Beispiel für ein Kulturerbe in Jaffna, das für das Verständnis der alten und modernen Geschichte Sri Lankas aufschlussreich ist, ist die tamilische Nationalbibliothek, die Jaffna Public Library, ein hellweißes Wahrzeichen von jaffna im Zentrum der Stadt und unweit des Forts. Eine erste private Sammlung wertvoller Bücher wurde 1933 begonnen. Tamilische Gelehrte steuerten weitere Bücher und Manuskripte aus ihren Privatbeständen bei, und die Bürger der Region halfen in Eigeninitiative bei der Errichtung einer für die Öffentlichkeit zugänglichen Bibliothek. Schließlich wurde dafür ein großes Gebäude von einem tamilischen Architekten aus Indien entworfen. Der historisierende Stil ist eine typische koloniale Mischung westlicher Architektur mit indischen Elementen, die an die Moghulzeit anspielen. Gleichzeitig wurde die Bibliothek zu einer Art inoffiziellem Nationalarchiv der Halbinsel Jaffna. Fast alle wichtigen Dokumente der Geschichte der Tamilen Sri Lankas wurden hier verwahrt und wissenschaftlicher Forschung zugänglich gemacht. Die Jaffna Public Library erwarb sich schnell den Ruhm, eine der bestgeführten wissenschaftlichen Bibliotheken in ganz Südasien zu sein und wurde zum stolzen Symbol tamilischer Kultur.
Am 31. Mai 1981 wurden zwei singhalesische Polizisten bei einer Zusammenkunft der damals separatistischen tamilischen Partei TULF getötet. Paramilitärische Gruppen von Nicht-Einheimischen waren bereits zuvor von einem Flügel der UNP (der damaligen Regierungspartei in Sri Lanka) in die Stadt gebracht worden, aus dem offensichtlichen Grund, die Wahlen zum Entwicklungsrat des Distrikts zu fälschen (wie Präsident Premadasa (UNP) in einer Parlaments-Rede 1991 zugab. Er tat dies, um innerparteiliche Gegner dessen zu beschuldigen). Die "Wahlhelfer" begannen in Jaffna zu randalieren, und zwar mit dem stillschweigenden Einverständnis oder sogar der aktiven Komplizenschaft der Polizei. Mindestens vier Einheimische starben, und das Hauptbüro der TULF wurde zerstört. In der folgenden Nacht wurde die öffentliche Bibliothek von Jaffna niedergebrannt. Fast alle alten Manuskripte und der Großteil des Buchbestands gingen verloren. Augenzeugen behaupteten, einige der Brandstifter seien Polizisten gewesen. Die Auswirkungen dieses Ereignisses auf das Vertrauen von Jaffna-Tamilen in die Regierung und Behörden Sri Lankas waren verheerend. Die Relevanz dieses Falls von Biblioklasmus am Vorabend des Bürgerkriegs kann gar nicht überbewertet werden, da eine Aggression gegen eine friedliche kulturelle Kerninstitution von höchster Symbolkraft unter den Tamilen das Sentiment förderte, in einem Gesamt-Staat mit der singhalesischen Mehrheit nur zu unschuldigen gedemütigten Opfern zu werden. Insbesondere tamilische Intellektuelle wurden radikalisiert. Wahrscheinlich hat der Übergriff auf die zentrale Einrichtung des tamilischen Kulturerbes viele bis dahin friedliche Separatisten motiviert, sich einer der bereits bestehenden bewaffneten Rebellengruppen anzuschließen.
Am 31. Mai 1981 wurden zwei singhalesische Polizisten bei einer Zusammenkunft der damals separatistischen tamilischen Partei TULF getötet. Paramilitärische Gruppen von Nicht-Einheimischen waren bereits zuvor von einem Flügel der UNP (der damaligen Regierungspartei in Sri Lanka) in die Stadt gebracht worden, aus dem offensichtlichen Grund, die Wahlen zum Entwicklungsrat des Distrikts zu fälschen (wie Präsident Premadasa (UNP) in einer Parlaments-Rede 1991 zugab. Er tat dies, um innerparteiliche Gegner dessen zu beschuldigen). Die "Wahlhelfer" begannen in Jaffna zu randalieren, und zwar mit dem stillschweigenden Einverständnis oder sogar der aktiven Komplizenschaft der Polizei. Mindestens vier Einheimische starben, und das Hauptbüro der TULF wurde zerstört. In der folgenden Nacht wurde die öffentliche Bibliothek von Jaffna niedergebrannt. Fast alle alten Manuskripte und der Großteil des Buchbestands gingen verloren. Augenzeugen behaupteten, einige der Brandstifter seien Polizisten gewesen. Die Auswirkungen dieses Ereignisses auf das Vertrauen von Jaffna-Tamilen in die Regierung und Behörden Sri Lankas waren verheerend. Die Relevanz dieses Falls von Biblioklasmus am Vorabend des Bürgerkriegs kann gar nicht überbewertet werden, da eine Aggression gegen eine friedliche kulturelle Kerninstitution von höchster Symbolkraft unter den Tamilen das Sentiment förderte, in einem Gesamt-Staat mit der singhalesischen Mehrheit nur zu unschuldigen gedemütigten Opfern zu werden. Insbesondere tamilische Intellektuelle wurden radikalisiert. Wahrscheinlich hat der Übergriff auf die zentrale Einrichtung des tamilischen Kulturerbes viele bis dahin friedliche Separatisten motiviert, sich einer der bereits bestehenden bewaffneten Rebellengruppen anzuschließen.
Biblioklasmus in Asien im 20. Jahrhundert
Das Verbrennen von Büchern und sogar ganzen Bibliotheken ist keine ausschließliche christliche oder muslimische oder deutsche Tradition, obwohl diese drei heroischen Gemeinschaften sicherlich beanspruchen dürfen, seit Jahrhunderten die Meister des Fachs gewesen zu sein. Derartiger menschengemachter Verlust von kulturellem Gedächtnis ereignete sich jedoch auch in Asien, und zwar nicht nur unter der Herrschaft von Muslimen und Christen. Zum Beispiel fühlte sich während des Goldenen Zeitalters der Qing-Dynastie Kaiser Qianlong von Literaten, die die Qing-Herrschaft kritisierten, beleidigt und ordnete an, deren Bücher verbrennen zu lassen. Dennoch ist der Fall Jaffna einzigartig, da dies das einzige Beispiel von Biblioklasmus ist, das von Buddhisten ausgeführt wurde und nicht Resultat eines Krieges war. Im Gegensatz dazu ist das Ende der buddhistischen Kultur in Indien Ergebnis kriegerischer Plünderung und Eroberung gewesen, dazu gehörte die Verbrennung der Bibliothek Nalandas (der wichtigsten buddhistischen Universität) durch muslimische Reiter unter ihrem Führer Bakhtiyar Khilji im späten 12. Jahrhundert. Das Verbrennen von Büchern war hingegen sogar denjenigen japanischen Sekten unbekannt, die gemeinhin als die intolerantesten und gewalttätigsten in der buddhistischen Welt gelten. Die japanischen Streitkräfte zerstörten jedoch zahlreiche chinesische Bibliotheken, und es muss eingeräumt werden, dass zen-buddhistische Mönche eine aktive Rolle bei der Verbreitung der militaristischen und imperialistischen Ideologie und der Kriegsführung des japanischen Kaiserreichs spielten. Japanische Biblioklasmen traten jedoch nur im Zweiten Weltkrieg auf. Biblioklasmus, der von den Buddhismus propagierenden Zivilisten und nicht von marodierenden teils buddhistischen Soldaten fremder Invasoren verursacht wurde, gab es bislang einzig in Sri Lanka, genauer: in der tragischen Zeit des ethnischen Konflikts der Inselnation.
Hinsichtlich der kriminellen Dimension ist die Verbrennung des kulturellen Erbes in Jaffna 1981 mit nur zwei anderen Fällen von Biblioklasmus im Asien des 20. Jahrhunderts vergleichbar, nämlich mit der systematischen Zerstörung der Nationalbibliothek Kambodschas in Phnom Penh, 1976 von den berüchtigten kommunistischen Roten Khmer verübt, und mit der der Puli Khumri Public Library, in der uralte persische Handschriften der afghanischen tadschikischen Minderheit aufbewahrt wurden. Letztere war das Werk von ebenso berüchtigten muslimischen Fanatikern, die sich "Studenten" nannten, was nämlich die Übersetzung des arabischen Begriffs "Taliban" ist. Pol Pot und Mullah Omar ... man sollte sich bewusst machen: Dies ist die Kategorie der Mitglieder des Clubs, dem einige singhalesische Extremisten 1981 beigetreten sind.
Bei einem anderen großen Vorfall in Asien im 20. Jahrhundert war das Verbrennen der Bücher nicht das Ziel zelotischer Gruppen, sondern ein Nebeneffekt einer militärischen Auseinandersetzung: Die Bücherei der Hanlin Akademie, die das Archiv der höchsten Ränge der chinesischen Hofbeamten war, fiel dem Feuer zum Opfer, als die muslimische Elitetruppe des Kaisers, die Kansu-Armee, das diplomatische Viertel der westlichen Kolonialmächte in der Nähe des Pekinger Kaiserpalasts (Verbotene Stadt) während der Boxer-Rebellion im Jahr 1900 angriff.
Ein weiteres Beispiel für ähnliche Nebenwirkungen von militärischen Kampfhandlungen gab es auch auf dem Subkontinent: Als die indische Armee den Goldenen Tempel in Amritsar angriff (Operation Blue Star), um einen Aufstand großer Teile der Sikhs niederzuschlagen, ging die Manuskriptsammlung der Sikh Reference Library verloren. Das Gebäude wurde danach niedergebrannt. Die Manuskripte wurden jedoch nicht verbrannt, sondern zuvor von Angehörigen der indischen Armee geraubt, nämlich um zu verhindern, dass ein Brief entdeckt werden könnte, der den Ruf der damaligen Ministerpräsidentin Indira Gandhi gefährdet hätte, da sie ihn dem Führer der Rebellion geschrieben hatte.
Das Niederbrennen der öffentlichen Bibliothek von Jaffna durch singhalesische Fanatiker erwies sich als eine Lunte an einem noch größeren Pulverfass. Es trug dazu bei, den bewaffnaten Aufstand tamilischer Separatisten zu entfachen, eben wegen der Auswirkungen dieser intendierten Demütigung auf die Mentalität einer Minderheit - gemäß einer Kausalität, wie sie der gemeinsame Glaube von Buddhisten und Hindus an das Gesetz des Karma hätte lehren können. In gewisser Weise wurde also der Biblioklasmus in Jaffna zu einem Grund für einen bewaffneten Konflikt, obwohl er weder die eigentliche Ursache (das war der Sprachenstreit) noch der finale Auslöser (die Pogrome in Colombo von 1983) war, sondern eher so etwas wie ein Brandbeschleuniger auf dem Weg in die nationale Katastrophe. Die Zerstörung des schriftlichen Erbes der tamilischen Gemeinschaft unter den Augen oder mit Unterstützung von Sicherheitskräften und Vertretern der Regierungspartei und das Ausbleiben ordentlicher Gerichtsverfahren im Nachhinein überzeugten viele Tamilen davon, dass die Herrschaft einer Zentralregierung in einem von der singhalesischen Mehrheit dominierten Nationalstaat bedeuten könnte: Das Aussterben ihrer Minderheiten-Kultur könnte toleriert oder sogar begrüßt werden.
Rekonstruktion der Jaffna Public Library
Die spätere von der SLFP geführte Regierung von Präsident Kumaratunga entschuldigte sich für das, was zwei Jahrzehnte zuvor unter der Regierung der gegnerischen UNP-Partei geschehen war, und unterstützte eine sorgfältige Restaurierung zumindest des Gebäudes der Jaffna-Bibliothek. Mit internationaler Unterstützung wurde ein neuer Buchbestand bereit gestellt. Die Wiedereröffnung der öffentlichen Bibliothek von Jaffna musste 2003 aufgrund von Drohungen der separatistischen Rebellenarmee zunächst verschoben werden. Die LTTE, der Logik einer typischen terroristischen Strategie folgend, nämlich dem Eskalationsinteresse, lehnte jegliche Symbole der Versöhnung strikt ab.
Nach dem Ende des Bürgerkriegs ereignete sich 2010 ein weiterer Vorfall in dem rekonstruierten Bibliotheks-Gebäude. Als Busladungen singhalesischer Einwohner aus anderen Landesteilen ankamen, verweigerten Wärter ihnen den Zutritt. Daraufhin stürmten die Fremden die Jaffna Public Library, rissen einige der Regale nieder und warfen Bücher auf den Boden. Regierungsbeamte bestritten, dass dies ein vorsätzlicher Angriff war, und nannten den Vorfall eine Zänkerei. Der Vorfall belegt den anhaltend hohen Symbolwert der tamilischen Bibliothek.
Nach dem Ende des Bürgerkriegs ereignete sich 2010 ein weiterer Vorfall in dem rekonstruierten Bibliotheks-Gebäude. Als Busladungen singhalesischer Einwohner aus anderen Landesteilen ankamen, verweigerten Wärter ihnen den Zutritt. Daraufhin stürmten die Fremden die Jaffna Public Library, rissen einige der Regale nieder und warfen Bücher auf den Boden. Regierungsbeamte bestritten, dass dies ein vorsätzlicher Angriff war, und nannten den Vorfall eine Zänkerei. Der Vorfall belegt den anhaltend hohen Symbolwert der tamilischen Bibliothek.
Niederländisches Fort in Jaffna
Das frühere portugiesische Fort von Jaffna wurde 1680 in eine typische sternförmige niederländische Bastion umgewandelt. Neben Fort Fredrick in Trincomalee ist es die größte Festung in der nördlichen Hälfte der Insel. Das fünfzackige Fort von Jaffna, das 22 Hektar Grundfläche bedeckt, gilt als die am besten erhaltene Festungsanlage im typischen Schema der Niederländer in Asien. Die 2 m starken Kalksteinwände und der Burggraben sind fast vollständig erhalten. Äußere Bastionen wurden im 18. Jahrhundert hinzugefügt.
Nachdem die französischen Revolutionstruppen im Januar 1795 die Niederlande besetzt und auf deren Territorium die Batavische Republik gegründet hatten, suchte der niederländische Stadholder Zuflucht in Großbritannien, wo er im Kew Palace residierte. Er erteilte an alle Gouverneure der niederländischen Übersee-Kolonien den Befehl, die sogenannten "Kew Letters", den Besitz von Forts unverzüglich der Befehlsgewalt der Briten zu überlassen. Das Fort von Jaffna Fort wurde kurz darauf von den Briten übernommen, während Colombos Fort trotz dieses Anordnung einige Zeit Widerstand leistete. Obwohl dem Stadholder versichert worden war, dass die niederländische Herrschaft in den Hochburgen ihrer asiatischen Militärpräsenz wiederhergestellt werden würde, sobalddie Niederlande die Unabhängigkeit von den Franzosen wiedererlangt hätten, geschah dies mit den Festungen auf Ceylon nicht. Die Insel war den Briten schlicht für den Schutz ihrer Häfen auf dem indischen Festland strategisch zu wichtig. Die Hafenforts der Insel blieben bis zur Unabhängigkeit Ceylons 1948 in der Hand Londons, Fort Frederick in Trincomalee diente sogar noch bis 1957 als britische Marinebasis.
Während des Bürgerkriegs in Sri Lanka wurde das Jaffna-Fort von Rebellentruppen besetzt. Nachdem Regierungstruppen Jaffna 1995 zurückerobern konnten, diente das niederländische Fort als ihre Militärbasis in Jaffna. Der Stützpunkt geriet wiederholt unter starken Mörserbeschuss von Norden her. Kolonialgebäude wie die niederländische Kirche (Groote Kerk von 1705) und das King's House (Residenz der Gouverneur) wurden dabei Ende der 1990er Jahre fast vollständig zerstört. Wiederaufbauarbeiten werden nun nach dem Ende des Bürgerkriegs von den Niederlanden finanziert.
Nachdem die französischen Revolutionstruppen im Januar 1795 die Niederlande besetzt und auf deren Territorium die Batavische Republik gegründet hatten, suchte der niederländische Stadholder Zuflucht in Großbritannien, wo er im Kew Palace residierte. Er erteilte an alle Gouverneure der niederländischen Übersee-Kolonien den Befehl, die sogenannten "Kew Letters", den Besitz von Forts unverzüglich der Befehlsgewalt der Briten zu überlassen. Das Fort von Jaffna Fort wurde kurz darauf von den Briten übernommen, während Colombos Fort trotz dieses Anordnung einige Zeit Widerstand leistete. Obwohl dem Stadholder versichert worden war, dass die niederländische Herrschaft in den Hochburgen ihrer asiatischen Militärpräsenz wiederhergestellt werden würde, sobalddie Niederlande die Unabhängigkeit von den Franzosen wiedererlangt hätten, geschah dies mit den Festungen auf Ceylon nicht. Die Insel war den Briten schlicht für den Schutz ihrer Häfen auf dem indischen Festland strategisch zu wichtig. Die Hafenforts der Insel blieben bis zur Unabhängigkeit Ceylons 1948 in der Hand Londons, Fort Frederick in Trincomalee diente sogar noch bis 1957 als britische Marinebasis.
Während des Bürgerkriegs in Sri Lanka wurde das Jaffna-Fort von Rebellentruppen besetzt. Nachdem Regierungstruppen Jaffna 1995 zurückerobern konnten, diente das niederländische Fort als ihre Militärbasis in Jaffna. Der Stützpunkt geriet wiederholt unter starken Mörserbeschuss von Norden her. Kolonialgebäude wie die niederländische Kirche (Groote Kerk von 1705) und das King's House (Residenz der Gouverneur) wurden dabei Ende der 1990er Jahre fast vollständig zerstört. Wiederaufbauarbeiten werden nun nach dem Ende des Bürgerkriegs von den Niederlanden finanziert.
Britischer Uhrturm in Jaffna
Als die Briten die Kontrolle über die gesamte Insel Ceylon einschließlich des ehemals unabhängigen Königreichs Kandy erlangten, teilten sie die Insel in drei Verwaltungsstrukturen entlang ethnischer Linien: singhalesisches Hochland, singhalesisches Tiefland und tamilische Gebiete. Die Hauptstadt des letzteren war Jaffna. 1833 wurde die Verwaltungsstruktur des britischen Ceylon zentralisiert und es wurden insgesamt fünf Provinzen gegründet. Jaffna war fortan die Hauptstadt der Nordprovinz.
In viktorianischer Zeit waren die von den europäischen Fremdherrschern gestifteten Uhrtürme (oft allerdings im Austausch oder "Kompensation" für viel wertvollere Altertümer) ein Symbol für höher entwickelte Technologie und auch für die Dominanz der Kolonialherrschaft. Die Zeitbestimmung war ein Symbol für die Kontrolle des Alltags. Der britische Clock Tower unweit der Public Library, die 80 Jahre später errichtet wurde, ist somit ein bleibendes Wahrzeichen der britischen Kolonialherrschaft in Jaffna. Der mit orientalischen Elementen verzierte Kolonialturm wurde errichtet, um an einen Besuch des Prince of Wales im britischen Celyon im Jahr 1875 zu erinnern. Der spätere Edward VII. hatte Jaffna im Laufe einer ausgedehnten Indienreise besucht.
In viktorianischer Zeit waren die von den europäischen Fremdherrschern gestifteten Uhrtürme (oft allerdings im Austausch oder "Kompensation" für viel wertvollere Altertümer) ein Symbol für höher entwickelte Technologie und auch für die Dominanz der Kolonialherrschaft. Die Zeitbestimmung war ein Symbol für die Kontrolle des Alltags. Der britische Clock Tower unweit der Public Library, die 80 Jahre später errichtet wurde, ist somit ein bleibendes Wahrzeichen der britischen Kolonialherrschaft in Jaffna. Der mit orientalischen Elementen verzierte Kolonialturm wurde errichtet, um an einen Besuch des Prince of Wales im britischen Celyon im Jahr 1875 zu erinnern. Der spätere Edward VII. hatte Jaffna im Laufe einer ausgedehnten Indienreise besucht.
Kirchen in Jaffna - Christliche Traditionen der Tamilen
In Jaffna stehen viele christliche Kirchen, von denen die meisten römisch-katholisch sind. Fast alle Kirchengebäude in Jaffna sind Neubauten oder umfassende Umbauten aus der späten britischen Kolonialzeit. Sie ersetzten ältere und viel kleinere Gebäude aus der portugiesischen Zeit. Ihre diversen Architekturen lehnen sich an europäische Stile an und vermischen sie.
Die 80 m lange T-förmige Kirche St. Mary, 1,5 km östlich von Jaffna Fort gelegen, ist die Kathedrale der Diözese Jaffna, die 1886 auf dem Territorium des ehemaligen Apostolischen Vikariats von 1845 geschaffen wurde. Etwas 250.000 Seelen bilden 16% der Gesamtbevölkerung im Bereich der der Diözese. Das ist ein relativ hoher Anteil an Katholiken, im gesamten Inselstaat machen sie nur 7% aus. Unter den tamilischen Eliten ist der Prozentsatz der Christen sogar noch höher. Aus diesem Grund basierte die Ideologie der Terrororganisation LTTE auch nicht auf der Hindu-Religion, eine oft übersehene Tatsache, die der Annahme eines "religiösen Konflikts" in Sri Lanka widerspricht. Zu viele hochrangige Kommandeure waren Christen. Die LTTE pflegte darum vielmehr eine explizit nicht-hinduistische Ideologie, die bereits während der Kolonialzeit in Südindien entwickelt worden war. Sie besagt, der Brahmanismus nordindischen Ursprungs sei der tamilischen Kultur in ihrer reinen Form fremd und die ursprüngliche Weltanschauung der tamilischen Poesie und Ethik säkular gewesen. Tatsächlich tötete die LTTE viele Brahmanenpriester, weil sie an einem bewaffneten Kampf gegen die Zentralregierung zu wenig Interesse zeigten. |
Römisch-katholische Missionare traten in Jaffna seit dem frühen 17. Jahrhundert auf, damals unter portugiesischer Herrschaft. Später wurden katholische Pfarreien von der niederländischen VOC verfolgt, die sich ansonsten als toleranter gegen andere religiöse Gruppen erwies, jedoch nur bezüglich einheimischen Religionen. Die Niederländer verwiesen alle römisch-katholischen Priester des Landes. Katholische Kirchen wurden entweiht. Die Einladung eines katholischen Priesters in ein Haus wurde sogar mit der Todesstrafe geahndet. Aufgrund dieser massivenen Repressalien konnten die meisten Katholiken in Jaffna wie auch in allen anderen Küstenregionen der Insel nicht mehr ihre Sakramente empfangen. Als der Oratorianer-Priester Joseph Vaz aus Goa davon erfuhr, reiste er als indischer Asket getarnt auf die Halbinsel Jaffna. Im Jahr 1689 lebte er in einem Dorf namens Sillalai. 1690 musste er nach Puttalam wechseln, wo er ein weiteres Jahr als Priester wirkte. Joseph Vaz reiste dann durchs ganze Land und erteilte Untergrund-Gruppen von Katholiken die Sakramente. Später konnte Joseph Vaz mit Unterstützung des Kandy-Königs, der sich der niederländischen Herrschaft widersetzte, die römisch-katholische Kirche auf der gesamten Insel wiederbeleben. Nach 24 Jahren priesterlicher Tätigkeit in Sri Lanka starb Joseph Vaz am 16. Januar 1711 in Kandy. Er wurde im Januar 2015 in Colombo von Papst Franziskus heilig gesprochen.
Obwohl sie die anglikanische Kirche bevorzugten, erwiesen sich danach die Briten gegenüber Katholiken als weniger restriktiv als die Niederländer. In der Tat privilegierten Christen aller Konfessionen, vor allem hinsichltich Aufstiegschancen in der britischen Verwaltung, deren untere und mittlere Ränge im Britischen Empire in der Regel mit Einheimischen besetzt wurden. Folgenreich war, dass die Briten Aktivitäten protestantischer Missionsgesellschaften zuließen. Nicht-britische Missionsaktivitäten, insbesondere von US-Bürgern aus New England, waren aber auf Jaffna und den Norden beschränkt. Ihr System karitativer Dienste erwies sich als prägend für die Struktur der modernen tamilischen Gesellschaft, bis heute. Jaffna wurde geradezu berühmt für sein Bildungssystem. Asiens erstes modernes College von Universitätsrang, damals "Batticotta Seminary" genannt, heute als "Jaffna College" und "Jaffna College Institute of Technology" bekannt, wurde 1823 von den besagten amerikanischen Missionaren gegründet. Es befindet sich in Vadukodai 10 km nordwestlich von Jaffna. Im Jahr 1824 gründete ein amerikanischer Methodist die erste Internatsschule für Mädchen in Asien. Die Ausbildung von Frauen war damals eine radikale Neuerung.
Die Progressivität des religiösen Engagements dieser Gruppen von Protestanten, die moderne wissenschaftliche Bildung und soziale Dienste einschloss, provozierte auch, gliechsam als Abwehrreaktion und Schutzmechanismus, eine Wiederbelebungs- und Reformbewegung im Hinduismus und prägt den modernen Hinduismus in Jaffna bis heute. Jaffna wurde zu einer Art pan-tamilischem Zentrum für hinduistische Publikations-Aktivitäten. Die Galionsfigur der Hindu-Reformer in Jaffna, Arumuku Navalar, war auch in den tamilischen Gebieten des indischen Festlandes sehr einflussreich.
Obwohl sie die anglikanische Kirche bevorzugten, erwiesen sich danach die Briten gegenüber Katholiken als weniger restriktiv als die Niederländer. In der Tat privilegierten Christen aller Konfessionen, vor allem hinsichltich Aufstiegschancen in der britischen Verwaltung, deren untere und mittlere Ränge im Britischen Empire in der Regel mit Einheimischen besetzt wurden. Folgenreich war, dass die Briten Aktivitäten protestantischer Missionsgesellschaften zuließen. Nicht-britische Missionsaktivitäten, insbesondere von US-Bürgern aus New England, waren aber auf Jaffna und den Norden beschränkt. Ihr System karitativer Dienste erwies sich als prägend für die Struktur der modernen tamilischen Gesellschaft, bis heute. Jaffna wurde geradezu berühmt für sein Bildungssystem. Asiens erstes modernes College von Universitätsrang, damals "Batticotta Seminary" genannt, heute als "Jaffna College" und "Jaffna College Institute of Technology" bekannt, wurde 1823 von den besagten amerikanischen Missionaren gegründet. Es befindet sich in Vadukodai 10 km nordwestlich von Jaffna. Im Jahr 1824 gründete ein amerikanischer Methodist die erste Internatsschule für Mädchen in Asien. Die Ausbildung von Frauen war damals eine radikale Neuerung.
Die Progressivität des religiösen Engagements dieser Gruppen von Protestanten, die moderne wissenschaftliche Bildung und soziale Dienste einschloss, provozierte auch, gliechsam als Abwehrreaktion und Schutzmechanismus, eine Wiederbelebungs- und Reformbewegung im Hinduismus und prägt den modernen Hinduismus in Jaffna bis heute. Jaffna wurde zu einer Art pan-tamilischem Zentrum für hinduistische Publikations-Aktivitäten. Die Galionsfigur der Hindu-Reformer in Jaffna, Arumuku Navalar, war auch in den tamilischen Gebieten des indischen Festlandes sehr einflussreich.
Es steht außer Zweifel, dass die imperiale Strategie des Teilens und Herrschens eine der Hauptursachen vieler späterer ethnischer Konflikte in ehemaligen britischen Kolonien ist. Überraschenderweise ist es aber nicht so klar, ob die Briten sich auch im Falle Ceylons von dieser Devise des "Divide et Impera" bei ihrer Machtausübung leiten ließen. Das soll heißen: Man sollte es nicht als all zu selbstverständlich annehmen, dass die Briten in Sri Lanka absichtlich die Tamilen begünstigten, um so Helfer für die Kontrolle der singhalesischen buddhistischen Mehrheit zu gewinnen. Obwohl Tamilen in der Kolonialverwaltung in Ceylon unleugbar eine überproportional große Rolle spielten, ist dies nicht unbedingt das Ergebnis eines absichtlichen Versuchs, die Mehrheit zu schwächen. Ein treffenderes Bild könnte folgendes sein: Die tamilische Dominanz im öffentlichen und kommerziellen Sektor Ceylons war nur eine nicht direkt intendierte Nebenwirkung einer britischen Verwaltungsmaßnahme, die ursprünglich sogar, ganz im Gegenteil, die Wünsche der singhalesischen Eliten befriedigen wollte. Wie kann das sein? Die Briten versuchten - wenn auch oft ohne Erfolg und nicht ohne christlichen Einspruch und Gegendruck - eigentlich gerade, eine Provokationen der buddhistischen Institutionen der Insel zu vermeiden, n#mlich um keine weiteren Unruhen aufkommen zu lassen, wie sie den Beginn der britischen Herrschaft geprägt hatten. Aus diesem Grund untersagten sie bereits sehr früh während ihrer Kolonialherrschaft Missionaren, christliche Schulen in singhalesischen Gebieten zu errichten, da die Schulbildung traditionell Aufgabe und Privileg von buddhistischen Klöstern war. In hinduistisch dominierten Territorien hingegen, also gegenüber den Tamilen, waren keine derartigen Rücksichtnahmen nötig. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden fast alle englischsprachigen Schulen in der Region Jaffna (mit Ausnahme einiger Schulen der Wesleyan Methodist Mission und der Church Mission Society der Anglikanischen Kirche in den Gebieten von Colombo und Galle). Vor allem die Amerikanische Ceylon-Mission (ACM) spielte eine entscheidende Rolle im Bildungssystem von Jaffna. Ihre Jaffna-Mission begann mit der Ankunft von Samuel Newell bereits im Jahre 1813, sogar noch bevor die Briten die gesamte Insel kontrollierten. Die Aktivitäten der ACM wurden vom American Board of Commissioners for Foreign Missions (ABCFM) gesponsert. Alles in allem wurde Jaffna bald zu dem Brennpunkt christlicher Schulen auf der Insel. Eine Folge davon war nun aber, dass nicht nur mehr Tamilen als Singhalesen zum Christentum konvertierten, sondern auch, dass Tamilen weitaus bessere Englischkenntnisse erwarben als ihre buddhistischen Landsleute. Da Englischunterricht für den Zugang zu Stellen im öffentlichen Sektor unerlässliche Voraussetzung war, waren Tamilen während und nach der britischen Kolonialherrschaft in der Verwaltung Ceylons weit überrepräsentiert. Nach der Unabhängigkeit waren es dann - neben den "Nur-Singhalesisch"-Kampagnen von Politikern, Mönchen und Mob - Maßnahmen der Zentralregierung, die darauf zielten, den Anteil der singhalesischen Beamten zu erhöhen, die zu einer der Hauptursachen für den ethnischen Konflikt wurden, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis hin zum Bürgerkrieg eskalierte. Die Anführer der tamilischen Guerillagruppen waren ehemalige Studenten, die sich in den 60er Jahren radikalisiert hatten, als sie sich durch Zugangsbeschränkungen zu Staatsämtern (z.B. durch Singhalesen-Quoten oder Erfordernis höherer Abschluss-Noten für tamilische Bewerber) um ihre beruflichen Perspektiven betrogen sahen, zumal der öffentliche Sektor in einer Kastengesellschaft nahezu die einzige Aufstiegsmöglichkeit bot.
Altes Kachcheri - Bürgerkriegsruinen in Jaffna
Das alte Kachcheri von Jaffna ist eine Ruine, das neue Kachcheri-Gebäude liegt direkt gegenüber. Besucher Jaffnas, die mit dem Auto anreisen, werden die Kriegsruinen kaum übersehen, sie befinden sich auf der linken Seite der Kandy Road, der Hauptzufahrtsstraße nach Jaffna. Kachcheris sind Bezirkssekretariate. "Kachcheri", ein Lehnwort indischer Herkunft, war in Ceylon anfangs die Bezeichnung für das Büro des Steuereintreibers, des Revenue Collector, ein Amt, das von den Briten eingeführt wurde. Der "Raja des Nordens", P.A. Dyke, der von 1829 bis 1833 als Steuereintreiber in Jaffna und bis 1867 als Regierungsagent für die Nordprovinz diente, erwarb das angrenzende Land als großen Garten für seine Residenz, die sich in einer Ecke des Geländes befand. Dyke überließ sie den Nachfolgern mietfrei. Das Gelände wurde zum öffentlichen Garten, als Old Park bekannt. Der alte Park hatte einige seltene Bäume. Einnahmen aus dem Verkauf von Obst wurden für die Instandhaltung verwendet.
Aufgrund seiner Lage am Hauptverwaltungsgebäude der Halbinsel Jaffna wurde Old Park auch zum Ort politischer Proteste. Die berühmtesten sind die Satyagrahas (Sit-Ins) von Februar bis April 1961. Ihr Auslöser war. dass die neu gewählte Regierung der ersten Premierministerin der Welt, Sirimavo Banadranaike, im Januar 1961 die Einführung von Singhalesisch als einzigee Amtssprache auch in tamilischen Gebieten ankündigte, in denen aber viele Bürger nicht Singhalesisch sprechen können. Die "Nur-Singhalesisch"-Politik der verschiedenen Regierungen von Ceylon führte dazu, dass viele tamilische Beamte auch in den tamilischsprachigen Gebieten entlassen wurden. Im Februar 1961 wurde eine gewaltlose Satyagraha-Kampagne von der größten tamilischen Partei organisiert und fand hauptsächlich am Kachcheri und im Old Park statt. Kathiripillai Thurairatnam, der am protestantischen Jaffna College in Vadukodai ausgebildet worden war, spielte eine führende Rolle bei der Organisation des ersten Old Park Satyagraha. Aushängeschild der friedlichen Proteste war jedoch kein geringerer als S.J.V. Chelvanayakam, ein protestantischer Christ und Mitglied der (zum Teil anglikanischen) Kirche von Südindien (CSI). Chelvanayakam, der am St. John's College der American Ceylon Mission in Jaffna studiert hatte, war bis zu seinem Tod 1977 der unangefochtener Anführer der tamilischen Minderheit Sri Lankas. Zunächst, in den fünfziger und sechziger Jahren, noch ein Befürworter föderalistischer Strukturen, wurde er in den siebziger Jahren dezidiert ein Separatist, propagierte jedoch in der Tradition Gandhis einen gewaltfreien Weg in die tamilische Unabhängigkeit. Erst nach seinem Tod wurden die Befürworter des bewaffneten Widerstands zu den einflussreichsten Gruppierungen in der tamilischen Politik.
Aufgrund seiner Lage am Hauptverwaltungsgebäude der Halbinsel Jaffna wurde Old Park auch zum Ort politischer Proteste. Die berühmtesten sind die Satyagrahas (Sit-Ins) von Februar bis April 1961. Ihr Auslöser war. dass die neu gewählte Regierung der ersten Premierministerin der Welt, Sirimavo Banadranaike, im Januar 1961 die Einführung von Singhalesisch als einzigee Amtssprache auch in tamilischen Gebieten ankündigte, in denen aber viele Bürger nicht Singhalesisch sprechen können. Die "Nur-Singhalesisch"-Politik der verschiedenen Regierungen von Ceylon führte dazu, dass viele tamilische Beamte auch in den tamilischsprachigen Gebieten entlassen wurden. Im Februar 1961 wurde eine gewaltlose Satyagraha-Kampagne von der größten tamilischen Partei organisiert und fand hauptsächlich am Kachcheri und im Old Park statt. Kathiripillai Thurairatnam, der am protestantischen Jaffna College in Vadukodai ausgebildet worden war, spielte eine führende Rolle bei der Organisation des ersten Old Park Satyagraha. Aushängeschild der friedlichen Proteste war jedoch kein geringerer als S.J.V. Chelvanayakam, ein protestantischer Christ und Mitglied der (zum Teil anglikanischen) Kirche von Südindien (CSI). Chelvanayakam, der am St. John's College der American Ceylon Mission in Jaffna studiert hatte, war bis zu seinem Tod 1977 der unangefochtener Anführer der tamilischen Minderheit Sri Lankas. Zunächst, in den fünfziger und sechziger Jahren, noch ein Befürworter föderalistischer Strukturen, wurde er in den siebziger Jahren dezidiert ein Separatist, propagierte jedoch in der Tradition Gandhis einen gewaltfreien Weg in die tamilische Unabhängigkeit. Erst nach seinem Tod wurden die Befürworter des bewaffneten Widerstands zu den einflussreichsten Gruppierungen in der tamilischen Politik.
Als die Gewalt in Jaffna Anfang der achtziger Jahre zunahm, stationierte die Armee Sri Lankas Truppen im Old Park. Erst nach dem Rückzug der indischen Peace Keeping Forces (IPKF), die 1987 die Kontrolle über Jaffna übernommen hatte, gelang der Separatistenarmee LTTE, berüchtigt für Terrorakte in beispiellosem Ausmaß sowie für ein System der Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten, Jaffna zu besetzen. Sie missbrauchten das ehemalige Kachcheri-Gebäude als Hauptquartier ihrer sogenannten Polizei. Nachdem die Regierungstruppen bereits 1995 Jaffna endgültig zurückerobert hatten, wurde der Old Park erneut zu einem Armeecamp. Später erwies sich die Entminen des Gebiets als schwierig, da viele Landminen der Rebellenarmee von Baumwurzeln überwachsen waren. Trotz der Rückkehr der Regierungstruppen und der Zivilbevölkerung wurde das alte Kachcheri nicht mehr benutzt, ein neues Distriktsekretariat wurde errichtet. Das alte Kachcheri, das zu den bedeutendsten kolonialen Gebäuden in Jaffna gehörte, zerfiel weiter. Im Jahr 2000 rückte die Rebellenarmee in die Vororte Jaffnas vor. Die bereits zerfallenden Mauern der alten Kachchery fielen dabei schließlich ihrem Mörserbeschuss zum Opfer. Heute sind die Ruinen eine Art Kriegsdenkmal, ein Mahnmal, das an die verheerenden Auswirkungen von gewaltsam ausgetragenen Konflikten erinnert. Erst im Jahr 2012, drei Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs, wurde der Old Park wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Obwohl Jaffna nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2009 wieder zu einer blühenden Stadt geworden ist, sind an vielen Stellen Spuren der zweieinhalb Jahrzehnte währenden Zerstörung zu sehen. Doch immer mehr Ruinen verschwinden. Der Wiederaufbau schreitet fort. Der Alltag hat sich wieder normalisiert. Einige Flüchtlinge sind bereits zurückgekehrt. Die tamilische Auslandsdiaspora und die tamilische Geschäftswelt von Colombo begannen, in Handelsunternehmen zu investieren. Die europäischen Staaten sowie die USA und Indien haben Sanierungsprojekte unterstützt und insbesondere zur Erneuerung der Infrastruktur in tamilischen Gebieten beigetragen. Jaffna wird derzeit im Rahmen des von der Weltbank finanzierten Programms "Sri Lanka Strategic City Development Project" (SCDP) entwickelt, von dem zuvor bereits in Kandy und Galle Nutzen zogen. Das Jaffna-Projekt der Weltbank zur Neugestaltung städtischer Dienstleistungen begann im Jahr 2016 und soll bis 2021 fortgeführt werden.
Stadtzentrum von Jaffna
Jaffnas Innenstadt und geschäftiges Handelszentrum, bestehend aus den Stadtbezirken "Fort", "Hospital" und "Bazaar", befindet sich nördlich des niederländischen Forts. Der zentrale Busbahnhof, Banken, Supermärkte und Warenhäuser liegen vor allem in der Hospital Road, viele Restaurants und Juweliergeschäfte in der Kashturiya Road. Auf dem zentralen Markt kann man sehr preiswert lokale Flechtwerk-Erzeugnisse aus Palmyrah-Palmblättern erstehen. Moscheen sind im Osten und Kirchen im Westen des Stadtzentrums viele zu sehen, und wie bereits erwähnt befinden sich im Süden der Stadt die Wahrzeichen Dutch Fort und Jaffna Public Library sowie der britische Clock Tower. Die Universität von Jaffna (wissenschaftliche Fakultät) liegt 1 km weiter nördlich. Die wichtigsten vorkolonialen Überreste der Geschichte des Königreichs Jaffna dagegen findet man 2,5 km nordöstlich, nämlich im Vorort Nallur.
Nallur - Hauptstadt des mittelalterlichen Jaffna-Königreichs
Verwirrenderweise gibt es keine einfache Antwort auf die Frage: Ist Nallur Jaffna oder zumindest ein Teil davon? Ja, Nallur ist ein Vorstadtviertel des Stadgebiets von Jaffna, zum "municipal council". Und noch mehr: Ja, es war tatsächlich Nallur und nicht das heutige Zentrum von Jaffna, das im späten Mittelalter und im 16. Jahrhundert die Hauptstadt eines tamilischen Fürstentums war, das man "Jaffna Königreich" nannte. Aber ebenso richtig ist: Nein, administrativ ist Nallur neben der Stadt Jaffna ein eigenes sogenanntes "divisional secretary", und auch aufgrund seiner Historie ist es nicht identisch mit Jaffna. Es war erst die Kolonialherrschaft, die die Hauptstadt der Halbinsel von Nallur nach Jaffna verlegte, weil letzteres unmittelbar am Meer liegt und Nallur nicht. In gewisser Weise könnte man Nallur als "präkoloniales Jaffna" bezeichnen, ehemalige Hauptstadt des tamilischen Fürstentums Jaffna. (Ob man dieses staatliche Gebilde des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, das oft mächtiger war als alle anderen Herrschaftsräume auf der Insel, "Jaffna-Königreich" oder "Jaffna-Fürstentum" nennt, ist übrigens eine ideologisch aufgeladene und darum brisante Frage, da erstere Bezeichnung völlige Unabhängigkeit und letztere Einbindung in ein größeres politisches Gebilde suggeriert.)
Die portugiesischen Besatzer zerstörten den Haupttempel des Königreichs Jaffna, den großen Nallur Kandaswamy Tempel, der Murugan (auch bekannt als Skanda oder Kanda) geweiht ist, der beliebtesten Gottheit der Tamilen in Indien und Sri Lanka. Unter britischer Herrschaft wurde der Murugan-Tempel neu errichtet, allerdings nicht an seinem ursprünglichen Standort, der 1 km weiter westlich lag und heute immer noch Kirchengelände ist. Der eindrucksvolle Hindu-Schrein im typisch südindischen "dravidischen Stil" sakraler Architektur wird von typischen hohen Tortürmen beherrscht, den sogenannten Gopurams. Nallur Kandaswamy ist heute wieder das hinduistische Wahrzeichen von Jaffna und der gesamten Halbinsel und eigentlich der bedeutendste hinduistische Tempelkomplex in ganz Sri Lanka. In gewissem Sinne ist Nallur auch das Zentrum des Schivaismus auf der Insel, obwohl der Haupttempel Shivas Sohn geweiht ist und nicht zu den vier Shiva-Schreinen Sri Lankas gehört, die durch den Titel "Ishvarams" herausgehoben sind. Aber auf der gesamten Insel finden sich nirgends so viele schivaitische Ashrams wie am Nallur Kandaswamy Kovil. ("Kovil" ist die tamilische Bezeichnung für "Tempel"). Nallur ist insbesondere zu einem Zentrum für Vedanta-Studien geworden, der klassischen Schule der indischen Philosophie, die im modernen Hinduismus dominierend ist. Ein farbenfrohes 16-tägiges Tempelfestival am Nallur Tempel, das Ende Juli / Anfang August gefeiert wird, zieht auch Hindus aus anderen Regionen an.
Die portugiesischen Besatzer zerstörten den Haupttempel des Königreichs Jaffna, den großen Nallur Kandaswamy Tempel, der Murugan (auch bekannt als Skanda oder Kanda) geweiht ist, der beliebtesten Gottheit der Tamilen in Indien und Sri Lanka. Unter britischer Herrschaft wurde der Murugan-Tempel neu errichtet, allerdings nicht an seinem ursprünglichen Standort, der 1 km weiter westlich lag und heute immer noch Kirchengelände ist. Der eindrucksvolle Hindu-Schrein im typisch südindischen "dravidischen Stil" sakraler Architektur wird von typischen hohen Tortürmen beherrscht, den sogenannten Gopurams. Nallur Kandaswamy ist heute wieder das hinduistische Wahrzeichen von Jaffna und der gesamten Halbinsel und eigentlich der bedeutendste hinduistische Tempelkomplex in ganz Sri Lanka. In gewissem Sinne ist Nallur auch das Zentrum des Schivaismus auf der Insel, obwohl der Haupttempel Shivas Sohn geweiht ist und nicht zu den vier Shiva-Schreinen Sri Lankas gehört, die durch den Titel "Ishvarams" herausgehoben sind. Aber auf der gesamten Insel finden sich nirgends so viele schivaitische Ashrams wie am Nallur Kandaswamy Kovil. ("Kovil" ist die tamilische Bezeichnung für "Tempel"). Nallur ist insbesondere zu einem Zentrum für Vedanta-Studien geworden, der klassischen Schule der indischen Philosophie, die im modernen Hinduismus dominierend ist. Ein farbenfrohes 16-tägiges Tempelfestival am Nallur Tempel, das Ende Juli / Anfang August gefeiert wird, zieht auch Hindus aus anderen Regionen an.
Umgebung von Jaffna-Stadt
Die Provinzhauptstadt Jaffna ist natürlich das Tor zu allen Sehenswürdigkeiten der gleichamigen Halbinsel und der benachbarten Inseln. Der Damm zur Insel Kayts beginnt direkt am historischen Fort von Jaffna. Alle Hauptstraßen der Halbinsel kreuzen sich in Jaffna. Point Pedro, der nördlichste Punkt von Sri Lanka, liegt nur 30 km entfernt. Öffentliche Linienbusse verbinden ausnahmslos alle Dörfer der Halbinsel und auch die meisten der vorgelagerten Inseln mit dem zentralen Busbahnhof von Jaffna, der gleich neben den Markthallen liegt. Trotz des gut ausgebauten ÖPNV ist natürliche die bequemste Art, die Sehenswürdigkeiten des Bezirks Jaffna zu besuchen - wie den Tempel Nallur Kandaswamy, die Sanddünen von Manalkadu, den Nordpunkt Point Pedro, den Nilawarai-Brunnen, die Stupa-Gruppe von Kandarodai, den Schiva-Tempel Naguleshvaram mit den Quellen von Kirimalai, den historischen Hafen von Jambukola, den Strand von Casuarina auf der Insel Karainagar, das Insel-Fort Hammenhiel zwischen Karainagar und Kayts, die heilige Insel Nainativu alias Nagadipa oder das Wildpferde-Schutzgebiet der Insel Delft - unseren Service in Anspruch zu nehmen, kontaktieren Sie uns einfach.